300 bei Menschenkette gegen Schließung von Asylheim in Maria Enzersdorf: „Wir brauchen Staudämme der Solidarität!“


300 Menschen protestierten am Dienstag, 12. Juni spontan bei starkem Regen in Maria Enzersdorf mit einer Menschenkette gegen die willkürliche Schließung des Flüchtlingshauses St. Gabriel durch „Asyllandesrat“ Gottfried Waldhäusl (FPÖ). 110 Menschen sollen ihr Zuhause verlieren, 30 Menschen ihren Arbeitsplatz. Ein großes Dankeschön an die Caritas Österreich und alle, die gekommen sind, für dieses überwältigende Zeichen der Solidarität. Eine Petition kann über aufstehn.at unterzeichnet werden. Zum Flashmob aufgerufen hatten die Grünen in Mödling.

Im Haus St. Gabriel in Maria Enzersdorf leben 110 alte und junge Menschen, Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion, Menschen mit körperlichen, psychischen oder ohne Erkrankungen miteinander. Vor 26 Jahren hatten die Steyler Missionare von St. Gabriel ihr Haus für Flüchtlinge aus dem Bosnienkrieg geöffnet. Seither betreut die Caritas in einem Flügel des Missionshauses Flüchtlinge.

„Die Nachricht von der angeblichen Schließung der Unterkunft macht mich sehr betroffen. Immer deutlicher habe ich den Eindruck und die Befürchtung, dass staatliche Stellen die Fürsorge für geflüchtete Menschen nicht wollen“, sagte die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, Sr. Beatrix Mayrhofer. „Es ist so, als ob dem Grundwasser der Solidarität in unserem Land das Wasser abgegraben und die tätige Nächstenliebe ausgetrocknet werden soll. Es steht uns eine menschliche Dürrekatastrophe bevor. Das Land braucht Staudämme der Solidarität, der Nächstenliebe.“

Unverständlich

„Wer psychisch kranke Menschen aus ihrer gewohnten Umgebung rausreißt ohne ihnen ausreichend medizinische und psychologische Betreuung zu garantieren, handelt unverantwortlich!“, kritisierte Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien. 

Die Schließung des Hauses und das „Verschieben“ von traumatisierten Menschen von A nach B als Lösung für mehr Sicherheit für Niederösterreich zu präsentieren, entbehre jeder Grundlage, sagte Schwertner. „Bis zuletzt wurden jene Menschen vom Land Niederösterreich nach St. Gabriel geschickt, mit denen andere Einrichtungen aufgrund ihres Krankheitsbildes überfordert waren.“

Protest

Der Vize-Provinzial und ehemalige Generalsekretär der Männerorden in Österreich, P. Franz Helm meinte: „Da wird bewusst Stimmung gemacht und ein Unsicherheitsgefühl erzeugt, um politisch Kapital draus zu schlagen.“ In einem offenen Brief an Landesrat Gottfried Waldhäusl fordert er: „Mit Integration hat diese Vorgansweise nichts zu tun. Es ist das Gegenteil von Integration, was Sie augenscheinlich verfolgen. Ich protestiere dagegen und appelliere an Sie, die getroffene Entscheidung zu überdenken und umgehend zu widerrufen.“

Die Menschenkette richte sich gegen die derzeitige Politik, die kirchliche und zivilgesellschaftliche Akteure aus dem Bereich des Asylwesens ausschließt, um ungehindert und ohne viel Aufsehen hart durchgreifen zu können, sagte Helm. „Die Interessen und berechtigten Anliegen der Schutzsuchenden kommen dabei unter die Räder.“ Wir, die Plattform für eine menschliche Asylpolitik, sind solidarisch mit allen, die sich gegen die willkürliche Schließung des Asylheims in Maria Enzersdorf einsetzen.

Alle Unterlagen, Petitionen und Briefe können hier gesammelt eingesehen werden. Die Petition auf aufstehn.at |  Weitere Bilder von der Menschenkette |  Hintergrundartikel

Foto: Klaus Schwertner