8. Dezember #FreeCongo in Wien: Proteste gegen Ausbeutung, Krieg und Gewalt an Frauen


Foto: Linda Forsell / Kontinent / laif

Nach den Black Lives Matter-Protesten und den Demos in Solidarität mit der EndSARS-Bewegung in Nigeria ruft auch die kongolesische Community für Dienstag, 8. Dezember 2020, zur Kundgebung um 17:00 Uhr auf den Muhammad-Asad-Platz vor der UNO-City in Wien. Mireille Ngosso, SPÖ-Landtagsabgeordnete und Mitglied in der Kerngruppe der Plattform für eine menschliche Asylpolitik, erklärt die Motivation hinter  den Protesten.

von Mireille Ngosso

Coltan ist ein Roherz in Zentralafrika aus dem vorrangig das Metall Tantal gewonnen wird. Dieser Rohstoff ist aus der heutigen IT-Branche nicht mehr wegzudenken. Tantal heißt das begehrte Metall, das aus dem Erz gewonnen wird. Der wertvolle Rohstoff steckt in Handys und in nahezu allen Elektrogeräten die wir besitzen: in Smartphones, Kameras, Laptops. Geschätzte 50 bis 80 Prozent der weltweiten Coltanvorkommen lagern in der Demokratischen Republik Kongo. Etwa 30 Prozent der Arbeiter_innen sind Kinder und Jugendliche. 

Nach einem aktuellen Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sind manche von ihnen nur sieben Jahre alt, arbeiten unter prekären Bedingungen und ohne Sicherheitsausrüstung, für einen Lohn von ein bis zwei US-Dollar pro Tag. Das UN-Kinderhilfswerk schätzte 2014, dass in den Minen im Süden Kongos rund 40.000 Minderjährige beschäftigt sind. 

Rohstoffe für Waffen

Der Ostkongo ist so reich an Bodenschätzen wie keine andere Gegend der Welt. Rund einhundert registrierte Minen gibt es allein in der Provinz Walikale ungezählte mit dem illegalem Abbau. In den meisten davon wird Kassiterit, ein Erz mit einem hohen Zinngehalt, Kupfer, Gold und Coltan abgebaut. Von Goma über Ruanda und Uganda gelangen die Mineralien nach Mombasa, von wo aus sie an Rohstoffgroßhändler wie Apple oder andere verkauft werden. 

Die meisten Minen werden von militärischen Milizen kontrolliert. Ihnen geht es nicht um die Rohstoffe, sondern nur um den Umsatz aus dem Handel, mit dem sie ihre Waffen finanzieren. Etwa 150 Millionen Dollar sollen laut einer Untersuchung der Vereinten Nationen jedes Jahr an verschiedene bewaffnete Gruppen fließen, die in den verschiedensten Kongo Provinzen deb Abbau der Mineralien kontrollieren. Genug Geld, um den Krieg im Ostkongo weiterzuführen. 

Gewalt gegen Frauen

Um den jahrelangen Krieg in Ostkongo zu verstehen müsste man sehr weit in die Geschichte zurückgreifen. Kurz: Bis heute führen die Rohstoffe zu großen Konflikten zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen, Rebellenführern, Staat, Militär westlichen Unternehmen und den angrenzenden Staaten. Wirtschaftliche Interessen werden zu Triebfedern oder Auslösern für bewaffnete Konflikte. Ertragreiche Gebiete werden erbittert umkämpft. Wer das Gebiet hat, hat die Macht über die Rohstoffe und damit den Gewinn. Die Gebiete im Ostkongo sind im Dauerkriegszustand. 

Die Gewalt gegen Frauen und Kinder nimmt zu. Massenvergewaltigungen sind Teil des Krieges der zwischen den verschiedenen Milizen und der Armee geführt wird. Die Statistiken zeigen, dass die sexuelle Gewalt immer weiter zunimmt. Über eine halbe Million Frauen sollen seit Beginn des Krieges 1998 vergewaltigt worden sein. Jede dritte Frau im Ostkongo wurde Opfer sexueller Gewalt. 60 Prozent von ihnen wurde von bewaffneten Männern misshandelt. All das geschieht und die Welt schweigt. 

Kundgebung
Dienstag, 8. Dezember 2020, 17:00 Uhr
Muhammad-Asad-Platz vor der UNO-City

(U1 Kaisermühlen/Vienna International Centre)

Aufruf des Rappers und Sängers Topoke zur Kundgebung