Anlass für eine spontane Mahnwache am 29. Oktober in Groß-Enzersdorf war die Abschiebung eines jungen Paares mitsamt Baby in den frühen Morgenstunden des Tages. Der kleine Khaled und seine Eltern Hanadi (22 Jahre) und Walid (30 Jahre) wurden den grundanständigen Menschen aus ihrer Mitte gerissen. Wütende und traurige Menschen wollen die palästinensische Familie zurück.
Im Stadtpark versammelte sich eine bunte Gruppe von Menschen aller Altersklassen in und um Groß-Enzersdorf mit Kerzen und selbst gestalteten Schildern. Eine von ihnen ist Susanna Anton aus Essling. Sie ist eine Patin der Familie. Die Rentnerin erzählt mit Tränen in den Augen: „Ich habe mit dem Kleinen, den sie auf der Flucht bekamen, Arztbesuche gemacht und Ausflüge. Die Familie hat Deutsch gelernt und war bestens integriert. Die Mutter hatte eine einzige schöne Tasche auf der Flucht mitgehabt, die ich bewundert habe. Gestern hat sie mir die Tasche wortlos übergeben, als Abschiedsgeschenk. Ich bin sonst still, aber jetzt nicht mehr. Wenn wir jetzt nichts tun und Unrecht zulassen, wäre das ein großer Fehler.“
Gaby Mühlbauer ist geschockt, aber kämpferisch: „Ich bin die Betreuerin von Walid und Hanadi Khaled. Vor etwa einem Jahr haben wir sie in der Not aus einer schlechten Unterkunft, die geschlossen wurde, mitgenommen. Es gab keine Probleme in Groß-Enzersdorf. Heute ist die Polizei gekommen, hat sie einfach weggenommen. Wir haben sie jetzt im Anhaltezentrum Simmering besucht. Wir fahren am Montag nach Kroatien, wo die Familie hin abgeschoben wird. Wir kämpfen weiter und haben mit Dr. Schmaus einen tollen Anwalt als Stütze.“
Ihr Ehemann Gerhard ist von der unmenschlichen Politik entsetzt: „Es ist das Traurigste überhaupt, dass wir von der gesamten Politik allein gelassen wurden. Was gestern noch zählte, gilt heute nichts mehr. Es ist eine Schande.“ Die Familie hat die Flucht über das Meer, die Winterkälte und das Elend der Balkanroute überlebt und dennoch voller Hoffnung und Vertrauen in Österreich einen neuen Start gewagt. Sie hatten hier in der Gemeinde Fuß gefasst und viele Freunde gefunden. Die beiden lernten fleißig, waren immer höflich und hilfsbereit.
Margit Huber steht mit zwei jungen Flüchtlingen bei der Mahnwache. Sie erzählt: „Wir vermissen unsere Freunde. Sie sind mehr als Freunde. Familie sind sie geworden in dieser langen Zeit. Aber wir kämpfen für Walid Abutair und Hanadi Khaled weiter und wir denken an sie. Danke allen, die so spontan hergekommen sind! Es tut so gut, dass ihr da wart.“ Die Plattform „Willkommen in Groß Enzersdorf“ hat viele Engagierte. Der Kampf um Menschlichkeit geht weiter und die Menschen der Mahnwache treffen wir spätestens am 26. November beim Großprotest #LasstSieBleiben.
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