Wartburg/Krems: Bericht einer Abschiebung


Die Plattform „Vielfalt für Wartburg“ musste am 1. Oktober live miterleben, wie eine ihr liebgewonnene Familie im Gästehaus Wartburg/Krems von der Polizei spät abends klammheimlich abgeschoben wurde. Den Beteiligten blieb nicht einmal genug Zeit, um sich gebührend voneinander zu verabschieden.

Reinster Zufall, dass wir gerade auf dem Heimweg bemerken, dass vor dem hellerleuchteten Gästehaus Aufruhr herrscht.

2 Minivans, 2 Kombis und gegenüber steht ein parkendes Polizeiauto. Vor dem Haus steht ein Polizist in Zivil. Auf unsere Fragen, ob jemand abgeholt wird, werden wir auf die Amtsverschwiegenheit verwiesen. Weitere Auskünfte erhalten wir nicht – auch nicht von den übrigen anwesenden Beamten.

Nach etwa 15 Minuten werden eine Reisetasche und ein Kinderwagen im Van verladen – und wir vermuten schon Schlimmes. Und unsere Annahme bestätigt sich, dass doch jemand abgeholt wird.

Die acht Beamten, in Zivil und Uniform, begleiten die schwangere Milana, ihren Mann und die 4 kleinen Kinder nach draußen zum Van.

Wir haben lediglich die Möglichkeit, sie kurz zu umarmen und ihnen unter Tränen alles Gute zu wünschen. Wir und einige HausbewohnerInnen, die dem Drama beiwohnen bleiben geschockt zurück. Wo Milana und ihre Familie hingebracht werden, erfahren wir nicht – das Amtsgeheimnis wird wieder angesprochen.

Nicht der negative Asylbescheid ist der Punkt unserer Kritik, sondern die herrschende, unwürdige Abschiebepraxis. Wir üben Kritik am nächtlichen, unvermuteten Vorgehen der Polizei.

Weder wir, die freiwilligen HelferInnen, noch die AsylwerberInnen haben die Möglichkeit uns entsprechend voneinander zu verabschieden.

Zurück bleiben eine leere, halb ausgeräumte Wohnung, offenstehende Schränke, Spielsachen, persönliche Gegenstände sowie Ohnmacht und jede Menge unbeantworteter Fragen.

Im Namen der Plattform „Vielfalt für Wartberg“

Fotos: Vielfalt für Wartburg