Theologin Polak: Debatte über „politischen Islam“ gefährdet interreligiösen Dialog


Die Theologin Regina Polak sieht in der Diskussion um den „politischen Islam“ den interreligiösen, christlich-islamischen Dialog in einem aktuellen Debattenbeitrag gefährdet. „Zumeist von Frauen gepflegt, wurde die Fülle der dialogischen Initiativen von jenen politischen und theologischen Eliten weitgehend ignoriert, die jetzt nach einer härteren Gangart im Dialog rufen“, schreibt sie auf dem Blog des Instituts für Praktische Theologie an der Universität Wien, theocare.network.

Polak nimmt die „Sorge um eine Verschärfung des antiislamischen Rassismus“ ernst. Sie erinnert daran, dass die nun Diskussion über den „politischen Islam“ nicht in einem luftleeren, inhaltlich-abstrakten, akademischen Raum geführt wird. „Gesellschaftlich findet dies in Österreich in einer Atmosphäre statt“, sagt Polak, „die empirisch belegt von einer seit spätestens 2015 in der Bevölkerung wachsenden und durch den politischen Diskurs befeuerten pauschalen Ablehnung des Islam geprägt ist.“

Scharf kritisiert Polak deshalb die Rufe nach islamischer Selbst-Rechtfertigung von manchen Theolog_innen und Politiker_innen. „Die permanente Forderung ‚Rechtfertigt Euch!‘ ist ein Klima, in dem man mit Muslimen zwar diskutieren, aber nicht leben und auch wenig erreichen kann“, schreibt sie. „Der Modus des ‚Rechtfertigt Euch‘ verschärft Spaltungen, befördert pauschale Stigmatisierungen, und holt latenten Rassismus an die Oberfläche.“

Der „Kampf im Modus des Autoritarismus“, das heißt die Rufe nach schnellerem und effizienterem  „Durchgreifen und Durchsetzen, beschädigt aber Vertrauen, Beziehungen und die soziale Kohäsion“. Stattdessen müsse öffentlich wahrnehmbar „auch all das sichtbar gemacht und gefördert werden, was das Zusammenleben mit Muslimen stärkt und fördert“. Polak plädiert deshalb an Theolog_innen, über die eigene Rolle im gesellschaftlichen und politischen Raum zu reflektieren.