Dringender Spendenaufruf: Nur drei Autostunden vor österreichischen Grenze droht nächstes Moria


Screenshot aus dem Spendenvideo (siehe unten)

In kürzester Zeit haben die Initiativen SOS Balkanroute und SOS Team Kladuša in Bosnien an der kroatischen Grenze die Notküche „Slav Life Kitchen“ aufgebaut. Sie garantiert, dass Geflüchtete zumindest überleben, nachdem sie vor der Grenzpolizei, Rechtsextremen erneut flüchten und von den bosnischen Behörden aus den Flüchtlingslagern vertrieben wurden. Jetzt werden die Gelder für die Küche knapp. In einem Video bitten die Aktivist_innen um Spenden.

von David Albrich

Mitten in Europa. Im 21. Jahrhundert. Hunderte Geflüchtete mussten im Frühjahr und Sommer vor der brutalen Gewalt durch kroatische Grenzschützer und vor Rechtsextremen in die Wälder und in leerstehende Fabrikhallen im Nordwesten Bosniens, im Kanton Una-Sana, flüchten. Erneut. Zugleich werden offizielle Asylunterkünfte wie das Bira-Camp in der Stadt Bihać geschlossen und die Menschen auf die Straße getrieben. Sie mussten sich teilweise nur von Maiskolben von den Feldern ernähren. Tausende müssen ohne Grundversorgung ausharren.

Die Initiativen SOS Balkanroute in Österreich und SOS Team Kladuša in Bosnien und Herzegowina schafften es in Rekordzeit, die Notküche „Slav Life Kitchen“ (was so viel bedeutet wie „Küche Slawisches Leben“) aufzustellen – mit Unterstützung der Ordensgemeinschaft der Franziskanerchwestern von der Schmerzhaften Mutter in Simmering und dem Pfarrnetzwerk Asyl. Derzeit kochen Freiwillige Mahlzeiten für über 380 Menschen am Tag. Damit sie zumindest nicht verhungern. Täglich werden Zutaten eingekauft, geschnitten, gebraten, gekocht, die Essen geliefert.

Spendenfilm

Dennoch ist unklar, wie die Menschen durch den Winter kommen. Die Gelder werden knapp. Die Aktivist_innen und Helfer_innen wenden sich nun mit einem dringenden Spendenappell und –Video an die Öffentlichkeit, um das Überleben der Küche und der Schutzsuchenden zu sichern. Der Kurzfilm zeigt die großartige Arbeit der Küche und die unerträgliche Situation der Geflüchteten in den Wäldern.

IBAN: AT20 2011 1842 8097 8400
BIC: GIBAATWWXXX
Kontoinhaber: SOS Balkanroute
Verwendungszweck: Spende

„Wenn die Politik diesen Wahnsinn weiter ignoriert, erwartet uns das nächste Moria direkt vor unserer Haustüre, nur drei Autostunden von der österreichischen Grenze entfernt“, sagt Petar Rosandić von SOS Balkanroute, bekannt unter dem Künstlernamen Kid Pex, gegenüber der Plattform für eine menschliche Asylpolitik. „Man will die Existenz dieser Menschen grundsätzlich leugnen, indem man sie in Wälder, Niemandsländer und auf Müllhalden treibt.“

Politik muss handeln

Rosandić bittet um größtmögliche Öffentlichkeit und verlangt von der Politik, sich dem Thema endlich zu stellen. In den letzten Wochen hat SOS Balkanroute in Linz und Wien wieder Schlafsäcke, warme Jacken, Schuhe und Kleidung gesammelt. Die Hilfsgüter werden Mitte Dezember nach Bosnien gefahren. Die letzte Möglichkeit, vor dem Transport Spendengüter abzugeben, gibt es am Sonntag, 29. November von 11 bis 18 Uhr im alten Sophienspital in der Apollogasse 11 in Wien.

Die Austria Presse Agentur (APA) berichtete zuletzt über die zunehmenden illegalen Zurückweisungen in ganz Europa. Im nächsten Say it loud!-Gespräch der Plattform für eine menschliche Asylpolitik werden sich Rosandić von SOS Balkanroute und weitere Gäste am 10. Dezember, dem UN-Tag der Menschenrechte, ausführlich dem Thema „Illegale Pushbacks, Grenzgewalt und Menschenrechtsbrüche in Europa“ auseinandersetzen. Das Gespräch wird aufgezeichnet, Fragen können im Vorfeld an office@menschliche-asylpolitik.at geschickt werden.