Zum internationalen Holocaust-Gedenktag: Aufstehen gegen die vielen kleinen Schritte


Foto: Bundesarchiv

Heute vor 74 Jahren, am 27. Jänner 1945, wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von Truppen der Roten Armee befreit. Die Vereinten Nationen führten am 27. Jänner 2005 den internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust ein. Über sechs Millionen Jüdinnen und Juden wurden von den Nazis ermordet. 

Es ist schwierig, an so einem Tag die richtigen Worte zu finden. Anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen meinte Michael Köhlmeier letztes Jahr bei einer Gedenkveranstaltung im Parlament: „Es wäre so leicht, all die Standards von ‚nie wieder‘ oder bis ‚nie vergessen‘, diese zu Phrasen geronnenen Betroffenheiten aneinanderzureihen, wie es für Schulaufsätze vielleicht empfohlen wird, um eine gute Note zu bekommen. Aber dazu müsste man so tun, als ob und das kann ich nicht und das will ich nicht.“

Stattdessen erinnerte Köhlmeier daran, dass die Menschen zum großen Bösen nie in einem Schritt kamen „sondern mit vielen kleinen. Von denen jeder zu klein schien für eine große Empörung“. 

Wir sehen mit Entsetzen diese kleinen Schritte. Da spricht eine Regierungspartei iin antisemitischen Verschwörungstheorien von „stichhaltigen Gerüchten“, wonach George Soros Migrantenströme nach Europa unterstütze. Ein niederösterreichischer Landesrat schlägt eine „Sonderbehandlung“ von Asylwerbenden vor. Und der Innenminister dieser Partei redet davon, Menschen wieder „konzentriert“ an einem Ort zu halten und stellt die Menschenrechte, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Antwort auf den Holocaust formuliert wurden, in Frage. 

Wir wissen, dass in den Buden der deutschnationalen Burschenschaften, wie die aufgedeckten Liederbücher zu unserem Schrecken bewiesen haben, schon die Ermordung der siebten Million Jüdinnen und Juden besungen wird. 

„Nie wieder!“ bedeutet heute, den Opfern des Nationalsozialismus gerecht zu werden und gegen all diese kleinen Schritte aufzustehen.