Syrischer Student von Abschiebung bedroht


samermargitjana

Groß-Enzersdorf, Oktober 2016
Ein Appell von Margit Huber

Update 25.10.2016: Der Beschwerde gegen den Dublin-Entscheid wurde aufschiebende Wirkung zuerkannt! Samer kann wieder ruhig schlafen.

Samer, 26 Jahre, Marketingstudent, aus Syrien, ist am 15. Dezember 2015 nach einer langen Flucht über die Türkei, Griechenland und die Balkanroute nach Österreich gekommen. Er wurde von den Behörden an die österreichisch-deutsche Grenze verfrachtet und sollte wie ein Paket nach Deutschland geschickt werden. Er kämpfte jedoch mit aller Kraft, die ihm nach der beschwerlichen Flucht noch blieb, dafür, in Österreich bleiben zu können. Denn das war sein Ziel: In Österreich um Asyl anzusuchen, in dem Land, in dem sein Bruder schon knapp ein halbes Jahr früher einen Asylantrag gestellt hatte.

Nach einer Odyssee durch mehrere Bundesländer kam er schließlich im Februar in unseren Ort in der Nähe von Wien. Hier lernte ich ihn in einer Flüchtlingsunterkunft kennen. Ich besuchte ihn jeden Tag, bald schon besuchte er mich in meinem Zuhause. Wir wurden sehr innige Freunde. Nach ein paar Monaten konnte er in eine private Unterkunft ziehen, die nur ein paar Minuten entfernt von mir ist.

Samer spricht sehr gut Englisch, so wurde er in vielen Fällen als Dolmetscher herangezogen. Er war zu jeder Zeit bereit zu helfen.

Bei seinem Gespräch in Traiskirchen hat er viele Empfehlungsschreiben von Österreichern vorgelegt, die ihm allesamt bescheinigen, dass er ein freundlicher, hilfsbereiter, kluger junger Mann ist, ein Freund. Für mich ist er Familie. Ein Psychiater hat posttraumatische Belastungsstörung und Depression bescheinigt. Trotz allem hat er Deutsch gelernt und macht mittlerweile den A2-Kurs. Er ist ein ausgezeichneter Fotograf, der sich diese Fähigkeiten durch sehr zeitintensives Selbststudium angeeignet hat. Seine Fotos sind nicht nur mir aufgefallen. Durch seine Website mit seinen Fotos sind auch andere Menschen auf ihn aufmerksam geworden. So arbeitet er mittlerweile – natürlich unbezahlt – an einem Kulturprojekt für unsere Gemeinde, ist eingebunden in ein Projekt für das Viertelfestival 2017. Sogar zwei Jobs hat er in Aussicht: in einem Fotostudio und in einer Werbeagentur. Beide Firmen würden ihm übermorgen einen bezahlten Job geben, wenn er morgen Asyl erhalten würde. Ein sicherer Steuerzahler für den Staat ab Tag eins seines Asyls.

Doch Österreich will ihn nicht. Nichts spielt eine Rolle: seine gesundheitlichen Probleme nicht, seine Deutschkenntnisse nicht, seine Jobzusagen nicht, seine familiäre Bindung nicht, seine vorbildliche Integration nicht. Abgeschoben soll er werden, weil er über Kroatien illegal ins Land gekommen sei. Aber Österreich hat doch die Einreise all dieser Flüchtlinge quasi mitorganisiert? Sie sollten nur registriert werden, um einen Überblick zu haben. Es habe keinerlei Konsequenzen für seinen Asylantrag, wenn er in Kroatien einen Fingerabdruck abgebe, hat man ihm gesagt. Er wurde von den Beamten angelogen. Denn nun hat es große Konsequenzen für Samer: Er soll zurück nach Kroatien. In ein Land, das er nur von ein paar Stunden der Durchreise kennt und in dem ihm Polizisten verboten haben, Wasser zu kaufen. Kroatien, das würde die endgültige Trennung von seinem Bruder bedeuten. Dieser hat nämlich Asyl in Österreich bekommen. Perfiderweise eine Woche bevor seinem großen Bruder der Abschiebebescheid zugestellt wurde.

Wir kämpfen um ihn. Ich will ihn nicht verlieren. Er ist mir auch Familie geworden, er hat sich geöffnet, hier Wurzeln geschlagen in unserem Ort, in meinem Freundeskreis und in meiner Familie.

Bitte unterschreibe jetzt die Online-Petition gegen Dublin-Abschiebungen! Hier die Liste mit weiteren dokumentierten Fällen.