In einem offenen Brief fordern Schulsprecherin Maria Marichici, Direktor Michel Fleck, die Klasse 7D, Klassensprecher*innen, Lehrpersonal und Elternvertretung vom Innenminister Karl Nehammer ein Bleiberecht für die 18-jährige Ajla, derr mitsamt ihrer Familie unmittelbar die Abschiebung nach Serbien droht. Wir, die Plattform für eine menschliche Asylpolitik, erklären uns mit Ajla, ihrer Familie und ihren Freund*innen soldarisch, rufen zur Unterzeichnung der Petition für Ajla auf und veröffentlichen den offenen Brief an den Innenminister.
Sehr geehrter Herr Innenminister Karl Nehammer!
Wir, die Schülerinnen der Klasse 7D, aus dem Oberstufenrealgymnasium Anton-Krieger-Gasse haben ein dringendes Anliegen.
Unsere Mitschülerin und gute Freundin Ajla befindet sich in einer Lage, die keines Menschen würdig ist; Ajla ist 18 Jahre alt und lebt seit fünf Jahren in Österreich. Sie lebt gemeinsam mit ihrer kleinen Schwester, ihrem Bruder und ihren Eltern in Wien. Seit fünf Jahren besucht sie das österreichische Schulsystem: Sie besuchte zwei Jahre die NMS und ist momentan in ihrem vierten Jahr an der AntonKrieger-Gasse. Im Laufe ihrer Schulzeit hat sie sich als außerordentlich engagiert bewiesen. Die Matura, auf die sie hart hinarbeitet, steht nächstes Jahr an.
Tragischer Weise verwehrt der österreichische Staat ihr die Möglichkeit auf diesen Schulabschluss. Denn schon Mitte Dezember dieses Jahres soll sie ihr Zuhause verlassen. Die Vorgeschichte lautet folgendermaßen: Vor acht Jahren ist Ajlas Vater nach Österreich eingewandert, um zu arbeiten, da die Arbeitsverhältnisse in Serbien von Korruption geprägt sind. Trotz gesundheitlicher Probleme war er stets berufstätig. Er wurde wegen bestimmten Handlungen verurteilt, welche er aus Motivation, um seiner Familie bessere Lebensumstände zu bieten tat. Das Fehlverhalten des Vaters wird von uns nicht beschönigt oder geringgeachtet, er hätte sich gewiss an die Gesetze halten sollen. Dafür soll aber nun die ganze Familie zurück nach Serbien geschickt werden. Hierbei liegt eine Form der Kollektivbestrafung vor. Ajla ist volljährig, daher sollte sie nicht für die Handlungen ihres Vaters zur Rechenschaft gezogen werden.
Im Oktober dieses Jahres hat Ajla einen Abschiebungsbescheid bekommen. Ajla hat sich vorbildhaft und mit voller Motivation integriert, sowohl schulisch als auch sozial. Die deutsche Sprache hat sie in kürzester Zeit einwandfrei zu beherrschen gelernt – auf Deutschschularbeiten schreibt sie öfters bessere Noten als Schülerinnen mit Deutsch als
Muttersprache. Auch in anderen Fächern ist sie aufgrund ihres Ehrgeizes Klassenbeste. Es ist zu
erwarten, dass sie auch in Zukunft eine Bereicherung für unsere Gesellschaft sein wird – wenn Sie ihr die Chance dafür (nur) nicht nehmen. Jeder Mensch hat ein Recht (gemäß Artikel 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948) auf Bildung, man darf es Ajla nicht entziehen. Mittlerweile besucht sie die Schule in Österreich schon fast so viele Jahre wie in Serbien. Ihren Berufswunsch, als Sozialarbeiterin Mitmenschen zu helfen, kann sie nur verwirklichen, wenn sie hier weiterhin wohnen darf. Wenn sie das Land verlässt, wird ein Einreiseverbot verhängt, wonach es ihr nicht möglich wäre, die Schule in Österreich – ihrem Zuhause – abzuschließen.
Unverständlicherweise hat im Verfahren keines der entscheidenden Organe sich zu Ajla selbst und zu dem Zustand ihrer weitreichenden Integration in die österreichische Gesellschaft einen persönlichen Eindruck verschafft.
Die Kinderrechtskonvention der Österreich beigetreten ist, wurde im Verfahren auch nicht gebührlich beachtet. Eines der Grundrechte der Konvention lautet Recht auf Bildung und Ausbildung. Da Ajla während des Großteils des Verfahrens noch minderjährig war, hätte dieses Grundrecht auch bei der Entscheidung des Abschiebungsbescheides berücksichtigt werden müssen. Das war unseres Erachtens klar gegen das Grundrecht dieser Konvention.
Als Innenminister scheinen Sie die letzte Instanz zu sein, um hier ein wertvolles junges Mitglied unserer Gesellschaft vor einer Abschiebung nach Serbien schützen zu können. Wir möchten an Sie appellieren, die Interessen von Ajla zu schützen und die Abschiebung auszusetzen. Auch das im Bescheid ausgesprochene Verbot, drei Jahre lang nicht nach Österreich einreisen zu dürfen, scheint unverhältnismäßig und ungerecht.
Der Anlass hat Grund zur Eile, da sie nur noch bis Mitte Dezember dieses Jahres in Österreich bleiben kann.
Österreich sollte kein Land der Abschiebung, Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit sein, sondern dafür stehen, was wir auch in der Schule vermittelt bekommen: für Chancengleichheit, Respekt und Achtung der Menschenwürde.
Wir, die Klasse 7D und die gesamte Schule, ersuchen Sie, Herr Innenminister Karl Nehammer, Ajla das humanitäre Bleiberecht zu gewähren.
Wir hoffen auf eine positive Rückmeldung!
Vielen Dank im Vorhinein!
Mit freundlichen Grüßen,
7d.antonkriegergasse@gmail.com
Schülerinnen der 7D
Folgende Menschen unterstützen diesen Brief und die Aktion mit ihrem Namen:
Michel Fleck, Schuldirektor
Maria Marichici, Schulsprecherin und AHS-Landesschulsprecherin
Schülerinnen der 7D: Anisa Azamowa, Hannah Domanig, Stefan Eichinger, F. Grimm, Severin Heigl, Veronika Hirn, Katerina Kappos, Moritz Klamminger, Moritz Krainz, Emma Leutgöb, Anna Michalek, Ajla Omerovic, Leila Pokorny, C. Pommer, Livia Pouzar, Sarah Schneider, Nicole Spevak, Amélie Sterk, Daniel Strömmer, Magali Wieselthaler
Lehrpersonal der Anton-Krieger-Gasse: Michael Rollenitz, Lukas Fröis, Verena Vogler, Doris Laßnig, Georg Richter, Clara Koller, Eva Reder, Philipp Horehled, Johannes Stöckler, Stefanie Richter, Albert Müller, Martina Wiederer-Süsz, Hannes Gruber, Olaf Winnecke, Dagmar Meintz, Raphael Zeillinger, Georg Rakowitz, Heitrun Sylle, Silvia Wurm, Maria Waldmann, Gerhard Trummer, Ulrike Erven-Erben, Anna Großmann, Marc Michael Moser, Esra Kaya, Alexandra Lechner-Amante, Johanna Hochedlinger, Karin Kraftl, Marion Führer, Iris Bitzinger, Eva Vasari, Angelika Rattay
Klassensprecher*innen der Anton-Krieger-Gasse:
1A Samuel Fernbach, 1B Thomas Neumayer, 1C Simon Stamminger, 1D Jan Farmer-Wichmann, 1E Leonie Pannagl, 1F Lea Scheffknecht
2A Ayleen Klusak, 2B Asya Medet, 2C Gregor Augsten, 2D Lena Amelin, 2E Nina Lang, 2F Lilly Schelm
3A Emil Schanner, 3B Nando Mairitsch, 3C Nicolas Morgenfurt, 3D Mia Paal, 3E Jeremias Neubauer, 3F Marcel Erhat
4A Abdulhadi Aljazzar, 4B Yilmaz Demet, 4C Julian Liu, 4D Leanne Zierhofer, 4E Marc Wanke, 4F Paul Heiligenbrunner
5A Julian Oujezky. 5B Batuhan Ayvaz, 5C Santiago Barragan Perez, 5D Cleo Hentschel, 5E Nieves
Garcia-Marquez
Ü1 Louis Weidermann, Ü2 Marlene Kadlec, Ü3 Amelie Boluminski
6A Thyra Amo, 6B Selin Tirasoglu, 6C Mara Bircsak, 6D Stefan Hartberger, 6E Johanna Salomon
7A Mark Hansl, 7B Ana Steinkellner, 7C Mariam Istepanian, 7D Livia Pouzar, 7E Ronja-Madonna Pelz
8A Noah Höger, 8B Adelina Skeledzic, 8C Helene Harrer, 8D Luna Garcia Marquez, 8E Raphaela
Pouzar
Elisabeth Eichinger, Vorsitzende des Elternvereins
Gerald Oujezky, stv Vorsitzender des Elternvereins
Stephanie Quant, Teil des Elternverein Vorstands