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Ein Hilferuf von Ghufran aus Zagreb: „Ich vermisse meine Freunde“

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Ghufran ist 19 Jahre alt. Sie hat im letzten Winter ganz alleine die Fluch von Bagdad über die „Balkanroute“ bis nach Österreich geschafft. Sie war Schülerin in der kleinen südsteirischen Gemeinde Mureck.

Am Montag, 7. November wurde sie von Wien aus nach Zagreb abgeschoben. In Kroatien hat sie nur wenige Stunden auf der Durchreise verbracht und ist nie registriert worden. Sie kennt dort niemand. Ihr Freund_innen in Mureck haben Samstagabend eine Mahnwache abgehalten (siehe Bild oben).

Ghufran rief ihre Freund_innen in Mureck an. Ein Anruf, der einem das Herz bricht:

„Im Gefängnis Roßauer Lände in Wien war es furchtbar. Ich war zwei Tage lang ganz alleine in einem leeren gekachelten Raum eingesperrt. Sie haben mir mein Telefon abgenommen. Niemand durfte mich besuchen. Da waren nur Polizisten und Polizistinnen.

Hier im Lager in Zagreb stehen alle unter Drogen. Bitte helft mir. Bitte kommt mich besuchen. Ich fühle mich so allein. Ich vermisse meine Freunde.“

Die Nachricht von Ghufran wurde zuerst auf der Seite der Plattform Willkommenskultur in Mureck veröffentlicht.
Hier geht's zu den österreichweiten Mahnwachen gegen Abschiebungen am Sonntag, 13. November. Und hier zur Großdemonstration #LetThemStay #LasstSieBleiben am Samstag, 26. November in Wien.

Schülerin aus Mureck droht Abschiebung: „Das ist einfach nicht in Ordnung“

Foto: Plattform Willkommenskultur Mureck
Foto: Plattform Willkommenskultur Mureck

Frühmorgens am Samstag, 5. November, holte die Polizei die 19-jährige Schülerin Ghufran aus Mureck in der Südsteiermark ab. Sie soll nach Kroatien abgeschoben werden. Sie hat ganz alleine die gefährliche Flucht aus dem Irak nach Österreich überlebt. Hier hat sie neue Freund_innen gefunden und ging zur Schule. Wir veröffentlichen Ghufrans Geschichte, zusammengefasst von der Plattform Willkommenskultur in Mureck.

Ghufran ist gerade mal neunzehn. Trotzdem hat sie es vom Irak ganz alleine über die Balkanroute bis nach Österreich geschafft. Seit Ende Dezember 2015 lebt sie in einer kleinen südsteirischen Gemeinde, wo sich viele Jugendlichen in ihrem Alter wahrscheinlich fadisieren würden. Nicht so Ghufran. Sie hatte Glück.

Eine engagierte Direktorin startete in der örtlichen Berufsbildenden Höheren Schule eine Übergangsklasse für jugendliche Schutzsuchende aus den umliegenden Gemeinden. Schul- und vor allem Sprachunterricht, an dem die herzliche junge Frau mit dem liebevollen Lächeln mit großer Begeisterung teilnimmt. „Anfangs gab es gewisse Berührungsängste mit den regulären SchülerInnen“, schildert die Französischprofessorin, „aber wir haben den Jugendlichen einfach Zeit gelassen. Das wird schon…“ Und es wurde… Ghufran verständigt sich nach fünf Monaten Schulbesuch locker auf Deutsch und fand in der Schule nicht nur FreundInnen, sondern auch ihre große Liebe.

Luca ist Südsteirer. Schüler, wie Ghufran. Ein überlegter und freundlicher junger Mensch, der einfach nicht begreifen kann, dass seine Freundin nun nach Zagreb verbannt werden soll, wie ihr vor drei Wochen per Bescheid mitgeteilt wurde. In Österreich bestünde „kein Privat- und Familienleben“. Bei ihrer Einvernahme in Traiskirchen, so Ghufran, zu der sogar ihre Lehrerin, die sie sehr ins Herz geschlossen hat, persönlich mitgekommen sei, hätte sie natürlich auch von Luca erzählt, aber die Referentin habe sie dabei nicht einmal angesehen.

Luca versteht die Welt nicht mehr: „Sie ist eine der wichtigsten Personen in meinem Leben. Sie ist ein wichtiger Teil unserer Familie und unseres Lebens geworden und dann soll sie einfach so wieder in eine anderes Land wo sie niemanden kennt, die Sprache nicht versteht und wenig Perspektiven auf ein Zukunft hat? Das ist für mich einfach nicht in Ordnung.“

Lucas Mutter Waltraud ist entsetzt, dass das „tolle Mädchen“, das zu einem Teil der Familie geworden ist, nun bei den Behördenterminen einfach so abgefertigt wird. „Dieses Mädchen hat hier ein neues Leben angefangen, sie lernt Deutsch, ist gut in die Schule integriert und hat meinen Sohn als ihren Freund, und hat uns als Familie. All das sind Dinge, die ein junger Mensch braucht, um aus sich etwas zu machen. Diese Dinge wurden bis jetzt nicht anerkannt, es wird ihr einfach weggenommen. Es wird ihr erneut ein unschlagbares Leid zugefügt und auch uns. Wer kann solche Entscheidungen verantworten?“

Die Plattform Willkommenskultur ruft zu einer Mahnwache am Sonntag, 6. November um 17:30 Uhr vor der HLW/BFW Mureck (Süßenberger Straße 27, 8480 Mureck) auf. Ghufran befindet sich derzeit in Schubhaft in der Rößauer Lände. Sie soll am Montag, 7. November über den Flughafen Schwechat abgeschoben werden.

Foto- und Videokampagne: #LetThemStay! #LasstSieBleiben!

20161021_lasstsiebleibenIn ganz Österreich wehren sich Menschen gegen die unmenschliche und hinterlistige Abschiebepraxis der Behörden und der Regierung. Wir wollen die vielen engagierten Menschen, Betroffene und Initiativen sichtbar machen. Schicke uns dein Foto, deiner Gruppe oder erstelle einen kurzen Videobeitrag. Erzähle uns, warum du dich gegen Abschiebungen stellst.

Druck dir das Schild aus und sende uns deinen Beitrag auf office@menschliche-asylpolitik.at. Wir sammeln die Fotos auf Flickr und Facebook und Videos auf Youtube.

#LetThemStay als PDF
#LetThemStay als PDF
#LetThemStay als PDF
#LetThemStay als PDF

Die Integrationsbemühungen von geflüchteten Menschen und das Engagement von Einzelpersonen, Gemeinden, Pfarren, Schulen, Nachbarschaftsinitiativen, Sportvereinen und NGOs dürfen nicht umsonst sein! Die Menschen sind hier angekommen, wir haben sie aufgenommen. Wir haben das Recht auf ein gemeinsames Leben mit ihnen!

#LetThemStay! #LasstSieBleiben!

Mahnwache gegen Abschiebung in Groß-Enzersdorf

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Anlass für eine spontane Mahnwache am 29. Oktober in Groß-Enzersdorf  war die Abschiebung eines jungen Paares mitsamt Baby in den frühen Morgenstunden des Tages. Der kleine Khaled und seine Eltern Hanadi (22 Jahre)  und Walid (30 Jahre) wurden den grundanständigen Menschen aus ihrer Mitte gerissen. Wütende und traurige Menschen wollen die palästinensische Familie zurück.

Im Stadtpark versammelte sich eine bunte Gruppe von Menschen aller Altersklassen in und um Groß-Enzersdorf mit Kerzen und selbst gestalteten Schildern. Eine von ihnen ist Susanna Anton aus Essling. Sie ist eine Patin der Familie. Die Rentnerin erzählt mit Tränen in den Augen: „Ich habe mit dem Kleinen, den sie auf der Flucht bekamen, Arztbesuche gemacht und Ausflüge. Die Familie hat Deutsch gelernt und war bestens integriert. Die Mutter hatte eine einzige schöne Tasche auf der Flucht mitgehabt, die ich bewundert habe. Gestern hat sie mir die Tasche wortlos übergeben, als Abschiedsgeschenk. Ich bin sonst still, aber jetzt nicht mehr. Wenn wir jetzt nichts tun und Unrecht zulassen, wäre das ein großer Fehler.“

Gaby Mühlbauer ist geschockt, aber kämpferisch: „Ich bin die Betreuerin von Walid und Hanadi Khaled. Vor etwa einem Jahr haben wir sie in der Not aus einer schlechten Unterkunft, die geschlossen wurde, mitgenommen. Es gab keine Probleme in Groß-Enzersdorf.  Heute ist die Polizei gekommen, hat sie einfach weggenommen. Wir haben sie jetzt im Anhaltezentrum Simmering besucht. Wir fahren am Montag nach Kroatien, wo die Familie hin abgeschoben wird. Wir kämpfen weiter und haben mit  Dr. Schmaus einen tollen Anwalt als Stütze.“

20161029_gross-enzersdorf-mahnwache2Ihr Ehemann Gerhard ist von der unmenschlichen Politik entsetzt: „Es ist das Traurigste überhaupt, dass wir von der gesamten Politik allein gelassen wurden. Was gestern noch zählte, gilt heute nichts mehr. Es ist eine Schande.“ Die Familie hat die Flucht über das Meer, die Winterkälte und das Elend der Balkanroute überlebt und dennoch voller Hoffnung und Vertrauen in Österreich einen neuen Start gewagt. Sie hatten hier in der Gemeinde Fuß gefasst und viele Freunde gefunden. Die beiden lernten fleißig, waren immer höflich und hilfsbereit.

Margit Huber steht mit zwei jungen Flüchtlingen bei der Mahnwache. Sie erzählt: „Wir vermissen unsere Freunde. Sie sind mehr als Freunde. Familie sind sie geworden in dieser langen Zeit. Aber wir kämpfen für Walid  Abutair und Hanadi Khaled weiter und wir denken an sie. Danke allen, die so spontan hergekommen sind! Es tut so gut, dass ihr da wart.“ Die Plattform „Willkommen in Groß Enzersdorf“  hat viele Engagierte. Der Kampf um Menschlichkeit geht weiter und die Menschen der Mahnwache treffen wir spätestens am 26. November beim Großprotest #LasstSieBleiben.

Hier geht es zur Online-Petition und zur Großdemonstration! Und hier zur Stellungnahme der Plattform und den dokumentierten Fällen!

 

Frau nach Kroatien abgeschoben, obwohl sie nie dort war!

Symbolfoto: Intensivtäteraggressor (Flickr) / CC BY-NC-ND 2.0
Symbolfoto: Intensivtäteraggressor (Flickr) / CC BY-NC-ND 2.0

Herr M und Frau N (die beiden möchten unerkannt bleiben) wurden am 27. Oktober frühmorgens nach Kroatien abgeschoben. Dies ist insofern erstaunlich, da Frau N niemals zuvor in Kroatien war.

Das Ehepaar floh gemeinsam aus dem Iran, wurde dann aber in Mazedonien getrennt. Während Herr M über die Balkanroute bis nach Österreich kam, wurde Frau N nach Griechenland zurückgeschickt. Von dort konnte ein Monat später ein Flug nach Italien organisiert werden, und so reiste Frau N eben über Italien, und nicht über Kroatien nach Österreich ein.

Dennoch wurde sie nun gemeinsam mit ihrem Mann nach Kroatien abgeschoben, offenbar mit dem Argument, dass Ihr Mann gehen muss und somit auch sie. Zwei Tage der Abschiebung wurden die beiden um 8 Uhr früh aus ihrem Camp in der Steiermark abgeholt. Dem folgten zwei Tage Schubhaft in Wien. Ein Kontakt zur Außenwelt war während der Schubhaft nicht möglich, da den beiden die Mobiltelefone abgenommen wurden.

Am Tag der Abschiebung wurden die beiden vom Schubhaftzentrum von vier Polizisten zum Flughafen gebracht. Bei dem Flug handelte es sich um einen regulären Linienflug, wobei die abzuschiebenden Flüchtlinge an diesem Tag offenbar auf zwei Flüge aufgeteilt wurden.

Vor den „normalen“ Passagieren musste das Ehepaar zuerst seine Plätze im Flugzeug einnehmen, begleitet von den vier Polizisten, die bis nach Kroatien mitflogen. Offenbar wird also jeder einzelne Flüchtling von 2 Polizisten bei der Abschiebung begleitet. In Kroatien angekommen, durfte das Ehepaar erst nach den normalen Passagieren aussteigen. Von dort wurden sie in das Kroatische Flüchtlingslager in Zagreb gebracht.

Hier geht es zur Online-Petition und zur Großdemonstration! Und hier zur Stellungnahme der Plattform und den dokumentierten Fällen!

Hainfeld: Abschiebung nach Ungarn droht trotz Integrationsfortschritten

Mohammad arbeitet ehrenamtlich im Comedor del Arte, einem Gestaltungs- und Begegnungsraum für Hiesige und Zuagroaste in Hainfeld. Franz Witzmann bangt nun um seinen Freund, dem die Abschiebung nach Ungarn droht.

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Seit Anfang Juni kenne ich Mohammad Hassan Ali und beinahe ebenso lange ist er als ehrenamtlich Aktiver regelmäßig im Comedor del Arte tätig. Bei den Kindernachmittagen ist er uns eine große Hilfe und er ist bei den Kindern sehr beliebt. Bei Veranstaltungen ist er immer wieder hilfreich zur Hand, sei es mit fotografieren, filmen, Kinderbetreuung aber auch mit manuellen Arbeiten in unserem Begegnungsraum. Durch die Vorführung seines Films, durch seinen Auftritt als Pantomime und durch Medienberichte ist er und seine Geschichte auch bereits einer größeren Öffentlichkeit bekannt.

Vor einigen Tagen ist Mohammad zu mir gekommen und hat mir den Bescheid der Fremdenpolizei lesen lassen, in dem steht, dass er nach Ungarn zurückkehren soll. Er ist voller Angst und Unsicherheit, da er selbst sehr negative Erfahrungen in Ungarn hatte. Ich weiß auch aus persönlichen Fahrten zu den verschiedenen „Hotspots“ in unserem Nachbarland um die Zustände in den dortigen Lagern und kann seine Ängste sehr gut nachvollziehen.

Ich habe daher seine Aktivitäten für den Comedor del Arte, die auch mit vielen Fotos belegbar sind, in einem Dokument zusammengefasst. Dieser Brief soll seine Integrationsfortschritte auch für die entscheidenden Behörden sichtbar und nachvollziehbar machen. Außerdem habe ich Menschen, die Mohammad persönlich kennen, gebeten, mit ihrer Unterschrift diesem Schreiben noch mehr Gewicht zu geben.

Alles Liebe, Franz Witzmann

Die gesamte Dokumentation kann hier (Unterstützungserklärung) eingesehen werden.

دعوهم هنا , دعونا نبقى , مظاهرة ضد الترحيل

Arabic | Deutsch | Farsi

Material:

  السبت 26 نوفمبر    UHR 14:00

                                                       Westbahnhof, Christian-Broda-Platz

Arabic: Flyer (Farbe), Flyer (SW), A4-Flyer-Vorlage (SW), A2-Plakat (SW)

لا للترحيل دبلن!

نحن نشعر بالغضب بأن الحكومة ترحل الناس بشكل متكامل لكرواتيا! حيث أن العديد من المجتمعات والأناس الذين رافقهم اللاجئين واندمجو معهم لاتريد ذلك

 منذ العام الماضي عملوا علي اندماجهم في النمسا.وكان الاتفاق
في الشتاء الماضي علىطريق البلقانالى النمسا. لقد قبلت السلطات دخولهم واستقبالهم. الآن تشير وزارة الداخلية المتهالكة علىاتفاقية دبلن، التي تنص على تلك البلاد الاتحاد الأوروبي هو المسؤول عن إجراءات اللجوء،

  1. نحن نطالب أن النمسا قد أعلنت المسؤولية عن طلبات اللجوء المقدمة هنا! حق العودة لأولئك الذين تم ترحيلهم، اوالحق في إعادة النظر في قبول إجراءات اللجوء بالنسبة لأولئك الذين ذهبوا إلى الاختباء خوفا من الشرطة!
  2. نطالب الحكومة أن تتخذ حقوق الإنسان الضعيفة على محمل الجد، وتحميه. و أيضا الحق في الحياة الأسرية، حقوق الطفولة، الشباب، اللإتطلاع إلى المستقبل!

لا للاتفاقات إعادة الرجوع لأفغانستان!

 

فيقلعة أوروباتشترط على افغانستان قبول العوده. أفغانستان لا تتلقى مساعدات الاتحاد الأوروبي إلا إذا كان يضمن إعادة طالبي اللجوء. 80،000 لاجئ أفغاني يجب ترحيله من الاتحاد الأوروبي. بالنسبة لهم، فإن العودة القسرية الى البلد الذي مزقته الحرب ستكون محفوفة بالمخاطر.

بعد الهجمات المدمرة في قندوز حاليا حوالي 24،000 شخص فارين. في يوليو و86 شخصا قتلوا في مظاهرة سلمية في كابول  في انفجار قنبلة و 300 آخر بجروح.

ونحن ندعو للاجئين من أفغانستان ومن هم ليسوا في امان الوضع الدائم غير مؤكد بلدان أخرى اللجوء والحق في لم شمل الأسرة!

لا لقانون الطوارئ

في الداخل الاوروبي

، النمسا علي سبيل المثال . أنظمة الطوارئتجعل من „السقفالتعسفي يقلب إلى حد كبير في القوانين الدوليه التي تكرس حق اللجوءوهذا له ما يبرره من حجج مشكوك فيها وحيث يبسط يدالنظام العام“ و „الأمن الداخلي

. ونحن ندعو إلى احترام حق اللجوء وحقوق الإنسان!

 محاولات دمج النازحين والتزام الأفراد والمجتمعات والرعايا والمدارس والجمعيات المحلية والنوادي الرياضية والمنظمات غير الحكومية لا يجوز انهاؤها

          يكون الأمر خلاف ذلك! وقد وصلت الناس هنا، ونحن قد اندمحنا فيهم. ولدينا الحق في العيش معهم!

Langenzersdorf betroffen über Abschiebung von afghanischer Familie nach Kroatien

Familie Tajik war bei allen Gemeindefesten mit dabei und war bestens integriert. Foto: Initiative Langenzersdorf
Familie Tajik war bei allen Gemeindefesten mit dabei und war bestens integriert. Foto: Initiative Langenzersdorf

Ende September wurde die Familie Tajik, ein Ehepaar mit vier Kindern (Mohadissa, Mahndi, Mohammad und Hossein) aus Afghanistan um 05:00 Uhr morgens zunächst ins Familienabschiebezentrum Simmering und dann per Flug nach Kroatien gebracht, wo nun das weitere Asylverfahren abgewickelt werden muss. Die Familie hat sich sehr um eine Integration bemüht, die Kinder sind in die Schule gegangen, der Vater hat regelmäßig bei gemeinnützigen Arbeiten in der Gemeinde mitgeholfen. Umso betroffener waren alle Beteiligten.

Übrigens auch die Mitschüler der Kinder, die in kürzester Zeit Abschiedszeichnungen angefertigt haben. Die Initiative ist weiterhin mit der Familie in Kontakt und versucht zumindest moralisch zu unterstützen denn nach missglückten Interventionen mussten wir erkennen, dass uns rechtlich leider die Hände gebunden sind.

Peter Schawerda
Koordinator der Initiative-Langenzersdorf

Riesiger Erfolg: Mariam und Tagleb dürfen bleiben!

Wir veröffentlichen einen offenen Brief von Familie Dokter im obersteirischen Kalwang und gratulieren der Familie und allen Mitstreiter_innen herzlich für ihr Engagement! Ihr macht allen Menschen, die sich für eine menschliche Asylpolitik einsetzen, Mut und habt bewiesen, dass man etwas verändern kann!

mariam-und-tagleb(c)Maria Motter (FM4)
Foto: Maria Motter (FM4)

Liebe Freunde, liebe Mitstreiter, und ihr lieben Menschen da draußen die uns in den letzten Wochen getragen habt!

Wir sind müde, erschöpft aber überglücklich! Wir haben heute erfahren, dass Mariam und Tagleb aufgrund Fristablaufs in Österreich bleiben dürfen. Im Namen der beiden möchten wir uns bei Euch allen bedanken.

Mariam und Tagleb geht es im Moment natürlich besser. Es wird sicher noch einige Zeit brauchen, bis sie sich vom Trauma der letzten Wochen erholt haben. Demütig möchten wir Gott danken, der uns die Kraft und die notwendigen glücklichen Fügungen geschenkt hat, um den heutigen Tag zu einem Feiertag für uns machen.

Leider ist es noch kein Feiertag für die vielen anderen Menschen, die zurzeit denselben Horror – ausgelöst durch Dublin III, durchleben müssen und die täglich Außerlandes gebracht werden.

Leider ist es auch kein Feiertag für die vielen freiwilligen Helfer, die unzählige Stunden für etwas mehr Menschlichkeit leisten, und die Tag für Tag frustrierter werden, weil sie zusehen müssen wie liebgewonnene und schutzbedürftige Menschen einfach sinnlos abgeschoben werden.

Es ist leider auch kein Feiertag für unsere Regierung, die nicht die Chance nutzte, Menschlichkeit zu zeigen und sich von dieser unmenschlichen Politik abzuwenden.

Es ist aber ein Feiertag für ein wenig Menschlichkeit. Nur durch die Unterstützung von Euch allen, von den fast 4.000 Unterzeichnern unserer Petition, von den vielen menschlichen Zusprüchen der letzten Tage, von unseren Gemeindevertretern und viele Bürger unseres Orts, von der liebevollen Betreuung der beiden im Krankenhaus, die Unterstützung der unermüdlichen Freiwilligen von Border Crossing Spielfeld, die Unterstützung von Juristen, die Unterstützung unserer Kirche und vieler Freunde, von allen die wir jetzt vergessen haben (wir bitten um Verzeihung) und nicht zuletzt durch den tollen Support durch Presse und Medien ist es in unserem Fall gelungen, dass letztendlich die Menschlichkeit gesiegt hat!

Wir versprechen Euch, dass wir Kraft sammeln werden und uns weiter dafür einsetzen, dass diese menschenverachtende Politik ein Ende findet.

Jakob, Jonathan, Sarah, Eva-Maria, Daniela und Ewald Dokter

Danke – Danke – Danke!

Liste der dokumentierten Fälle von (drohenden) Dublin-Abschiebungen

Seit mehreren Wochen werden Asylsuchende, die im Herbst und Winter 2015 über die offenen Grenzen nach Österreich gekommen sind, nach Kroatien und in andere Balkanstaaten von der Polizei abgeschoben. Jetzt kurz vor Ablauf der 6-Monats-Frist, nach der Österreich Asylverfahren durchführen muss, macht die Regierung schäbige Politik auf dem Rücken von schutzsuchenden Menschen.

Hier eine Auflistung der letzten uns bekannten Fälle von (versuchten) Abschiebungen:

  • Ein 11-jähriger Schüler wurde mit seiner Familie aus dem Mürztal nach Kroatien abgeschoben
  • Familie Hamaazeez aus dem Irak wurde in Kumberg von der Gemeinde verteidigt [zur Petition]
  • In Liesing wehrten sich Schüler_innen gegen die Abschiebung ihres Freundes Nijteh aus Aleppo [Appell der Betreuerin]
  • In Kalwang in der Steiermark drohte Mariam und Tagleb aus Syrien die Abschiebung.  Durch Fristablauf können sie jetzt aber in Österreich bei der Familie Dokter bleiben. [zur Petition]
  • In Mistelbach wurde bereits eine Person nach Zagreb abgeschoben, 12 weitere Menschen sind von Abschiebung bedroht, wie auch ein anderer Bericht dokumentiert. Widerstand kommt von der Plattform Flüchtlingshilfe Mistelbach und Bewegung Mitmensch
  • Ali aus Afghanistan, der jetzt in Lanzendorf bei Mistelbach lebt, hat sich schon gut integriert. Er hat das Deutsch-A2 ÖSD Zertifikat gemacht und in der Gemeinde hat er freiwillig gearbeitet. Dennoch ist er jetzt von der Abschiebung nach Kroatien bedroht.
  • In Graz hat sich die irakische Familie A. ein neues Zuhause aufgebaut. Jetzt droht die Abschiebung nach Kroatien
  • Eine syrische hochschwangere Frau mit Mann und eineinhalbjährigem Kind sollen nach Kroatien abgeschoben werden, Shalom Alaikum betreut sie derzeit
  • Einem Elternpaar aus Syrien mit gut integrierter 11-jähriger Tochter in Wien, für die sich auch der Elterverein eingesetzt hat, droht ebenfalls Abschiebung nach Kroatien
  • Der 14-jährige Janpreet aus Afghanistan wurde mit seinen Eltern in Tulln nach Italien abgeschoben
  • Eine Frau mit drei Kindern aus Damaskus, die seit Dezember 2015 in Wien ist, soll am 16. Oktober nach Kroatien abgeschoben werden
  • In Großenzersdorf wurde eine junge palästinensische Familie nach Kroatien abgeschoben, trotz hervorragender Integration im Ort. Ca. zwei Wochen später wurde ihrer Beschwerde aufschiebende Wirkung zuerteilt – jetzt dürfen sie wieder zurückkommen. Hier der Appell der befreundeten Familie Mühlbauer
  • Auch in Groß-Enzersdorf soll ein junger syrischer Student nach Kroatien abgeschoben werden, trotz Deutschkenntnissen, familiärem Anschluss und zwei erfolgten Jobzusagen.
  • Zwei syrische Brüder stehen vor der Abschiebung. In Groß-Enzersdorf konnten sie nach langer Flucht endlich zur Ruhe kommen, doch jetzt ist die Angst wieder da.
  • Familienvater wird von Frau und krebskrankem Kind getrennt und nach Polen abgeschoben. Mutter bleibt mit zwei kleinen Kindern zurück und gilt als untergetaucht. All das 11 Tage nach Operation des kranken Kindes.
  • Abschiebung direkt aus der Psychiatrie. Familienvater wird von der Polizei aus dem Krankenhaus geholt, um Abschiebung syrischer Familie mit drei Kindern durchzusetzen.
  • Syrische Kriegswitwe mit zehn- und zwölfjähriger Tochter, die in Baumgarten, im Burgenland ein neues Zuhause gefunden haben, sollen abgeschoben werden. Eine Petition dagegen läuft.
  • Eine irakische Familie, die in Tux in Tirol bereits gut integriert und im Ort sehr beliebt ist, droht die Abschiebung nach Ungarn. Trotz der dort herrschenden erbärmlichen Zustände im Flüchtlingswesen.
  • In Langenzersdorf wurde Ende September die bestens in die Gemeinde integrierte afghanische Familie Tajik nach Kroatien abgeschoben.
  • In Hainfeld soll Mohammed, der im Gestaltungs- und Begegnungsraum Comedor del Arte aktiv ist, nach Ungarn abgeschoben werden.
  • Der schwerkranke Herr Alsalka Mowafak, der am 28. 10. seinen Operationstermin gehabt hätte, wird am 24. 10. in Schubhaft genommen und wenige Tage später abgeschoben.
  • Mehrere Fälle von schwerkranken Menschen, die nach Kroatien abgeschoben wurden bzw. werden sollen, sind dokumentiert.
  • Der 20-jährige Ali, aus dem Irak, hat 10 Monate bei der Familie W. in Straßhof gelebt, und ist zu einem Teil der Familie geworden. Dennoch wurde er nach Kroatien abgeschoben.
  • In Oberwaltersdorf fanden insgesamt 4 mal Dublin-Abschiebungen statt, dreimal traf es Familien, zwei von ihnen wurden nach Kroatien gebracht.