Sonntag, 19. Mai 2019, 14:00 Uhr Christian-Broda-Platz (U3/U6 Westbahnhof), Wien Schlusskundgebung: Heldenplatz Facebook
Noch nie war diese Wahl so wichtig: In vielen Staaten schüren nationalistische Parteien und autoritäre Politiker_innen Hass, jetzt wollen sie auch auf EU-Ebene ihre Macht ausbauen. Aber auch die EU selbst folgt zu oft den Interessen der Mächtigen und Konzerne und nicht denen der Bürger_innen. Um das zu ändern, müssen wir zeigen, was für ein Europa wir wollen und gemeinsam möglichst viele Menschen dazu bringen, am 26. Mai wählen zu gehen – für ein Europa für Alle!
Die Dokumentations- und Beratungsstelle Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus ist eine wichtige Bündnispartnerin der Plattform für eine menschliche Asylpolitik. Die Dokustelle ist eine zentrale und unerlässliche Stimme der Zivilgesellschaft, insbesondere für von Rassismus Betroffene Musliminnen und Muslime.
In der Tageszeitung Der Standard ist zuletzt ein „Kommentar der Anderen“ erschienen, der versuchte, die wichtige Arbeit der Dokustelle zu diskreditieren und antimuslimischen Rassismus als „Religionskritik“ zu verharmlosen. Wir sind entsetzt, wie herablassend über Opfer rassistischer Gewalt drübergefahren wird.
Die Gewalt des Wortes führt zur Gewalt der Tat. Die Fallbeispiele rassistisch motivierter Übergriffe im jährlichen Bericht der Dokustelle werfen ein Schlaglicht auf das vergiftete gesellschaftlichen Klima und zeigen, dass die die Hemmschwelle gegenüber rassistischen Handlungen drastisch gesunken ist.
Der rassistische Diskurs gegen Muslim_innen, der in Österreich von FPÖ und ÖVP geschürt wird, hat den Boden für die Attentate in Christchurch und zuletzt in San Diego mit aufbereitet. Beide Terroristen haben sich auf die Verschwörungstheorien der extremen Rechten eines angeblichen „Großen Austausches“ bzw. „Bevölkerungsaustausches“ bezogen.
Dass FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache nun den „Bevölkerungsaustausch“ zum Wahlkampfthema macht und er dafür Applaus von den rechtsextremen „Identitären“ bekommt, verdeutlicht, wie wichtig eine klare Positionierung der solidarischen Zivilgesellschaft gegen antimuslimischen Rassismus ist.
Als Plattform für eine menschliche Asylpolitik solidarisieren wir uns mit der Dokustelle und werden auch in Zukunft antimuslimischen Rassismus aufzeigen und uns für ein solidarisches Miteinander einsetzen.
Die Beratungsstelle Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit (ZARA) hat ebenfalls ihre Solidarität mit der Dokustelle zum Ausdruck gebracht.
Ungekürzte Rede von David Albrich für die Plattform für eine menschliche Asylpolitik auf der Kundgebung #aufdiestrasse gegen die Abschaffung der Mindestsicherung am 23. April 2019 am Wiener Ballhausplatz
Ausgerechnet in Braunau, dem Geburtsort von Adolf Hitler,
hat die FPÖ in den Osterfeiertagen ein ekelhaftes rassistisches Gedicht gegen
Ausländer verbreitet, ein Gedicht, in dem Migranten als Ratten „mit
Kanalisationshintergrund“ verunglimpft wurden. Für ÖVP-Vizekanzler Sebastian
Kurz ist
das Gedicht „abscheulich, menschenverachtend sowie zutiefst rassistisch“.
Ich bin selbst in Braunau in die Schule gegangen und fühle mich verpflichtet, gegen diese Abscheulichkeiten, die hier in Österreich über 70 Jahre nach der Schoah scheinbar wieder salonfähig werden, aufzustehen – auch weil ich die Nazi-Aufmärsche rund um den Hitlergeburtstag in Braunau erlebt und auf die Gegendemonstrationen gegangen bin.
Der Presserat hat kurz zuvor in einem anderen Fall geurteilt, dass
Tiermetaphern wie mit Ratten „in der NS-Zeit für bestimmte Personengruppen
gezielt eingesetzt“ wurden und „zwangsläufig von Vernichtungsfantasien
begleitet“ wären, denn „Ratten dürfen ausgerottet werden“. Die Nazis haben
Jüdinnen und Juden, politische Gegner, „Asoziale“ und andere Menschen
systematisch als auszumerzende „Volksschädlinge“ entmenschlicht und damit den Holocaust,
die Massenvernichtung von Menschen vorbereitet.
Dass es überhaupt mehrere Tage gedauert hat, bis der
Braunauer FPÖ-Vizebürgermeister zurückgetreten ist, spricht schon Bände über
den Charakter der FPÖ und den braunen Sumpf, der in Österreich Einzug in die
höchsten Ämter des Staates gefunden hat.
Das Braunauer Gedicht ist kein Einzelfall, sondern die Regel
in der FPÖ. Da ist eine ehemalige FPÖ-Abgeordnete Winter, die ein „Tierbordell“
für „muslimische Männer“ einrichten
wollte. Da ist der niederösterreichische FPÖ-Klubobmann Landbauer, der von
einer „Verseuchung“ durch Asylantenheime sprach.
Da ist der niederösterreichische „Asyllandesrat“ Waldhäusl, der Asylsuchende
mit „Rindsviechern“ und „Schweinen“ verglich.
Da ist FPÖ-Minister Hofer, der ein Buch herausgab,
in dem Zuwanderer als „Wespenlarven“ entmenschlicht werden, „die Maden von
innen zerfressen“. Da ist FPÖ-Klubobmann Gudenus, der fantasierte, Flüchtlinge
würden gefährliche Krankheiten wie die Krätze nach Europa einschleppen.
Da ist Vizekanzler Strache höchstpersönlich, der im Comic „Sagen aus Wien“ Linke
gleich mehrfach Linke mit Ratten verglich.
Die FPÖ ist – um die Worte des Kanzlers zu verwenden – als
Ganzes eine „abscheuliche, menschenverachtende sowie zutiefst rassistische“
Partei, die nichts, aber wirklich gar nichts in der Regierung verloren hat.
Dass Kurz überhaupt reagieren musste, liegt an eurem
unermüdlichen Einsatz. Ihr, die immer wieder auf die Straße geht und sagt:
Nein, es reicht! Wir haben dafür gesorgt, dass die Regierung seit dem Aufdecken
der Spende des Christchurch-Attentäters an die „Identitären“ in einer schweren
Krise steckt – eine Krise, die wir ausnutzen und vertiefen können.
In dem Braunauer Gedicht wird explizit von einer
„Vermischung der Kulturen“ und dem Untergang des „eigenen Volkes“ gewarnt. Das
ist nichts anderes jenes an die jüdische Weltverschwörung anknüpfende Untergangsszenario,
das die FPÖ und die „Identitären“ seit Jahren heraufbeschwören – jene antisemitische-antimuslimische
Verschwörungstheorie des „Großen Austauschs“, die der Christchurch-Attentäter
mit seinen Spenden belohnt hat.
Vergessen wir nicht, dass ÖVP-Kanzler Kurz seine Regierung
am Kahlenberg in Anlehnung an die Befreiung von der Türkenbelagerung
präsentiert und inszeniert hat. Wir müssen diese brandgefährliche Ideologie
offenlegen und den Finger in die Wunde legen, wenn wir dieser Regierung schaden
wollen.
Viele von euch waren mit dabei, als wir die „Identitären“ vor
einer Woche mit über 2000 Antirassistinnen und Antirassisten zahlenmäßig in den
Schatten gestellt und gezeigt haben: für rassistische Hetze ist in Österreich
kein Platz. Viele von euch waren am internationalen Aktionstag gegen Rassismus
mit uns und Zehntausenden auf der ganzen Welt auf der Straße.
Unsere Botschaft ist: Wir lassen uns nicht gegeneinander
ausspielen. Wir stehen auf gegen Rassismus und Sozialabbau. Wir lehnen uns auf,
wenn gegen Flüchtlinge, Muslime und Juden gehetzt wird, und wenn sie die
Mindestsicherung abschaffen wollen. Wir sind die solidarische Zivilgesellschaft,
die 2015 die Öffnung der Grenzen erzwungen und ein Feuerwerk des Miteinanders
entzündet hat.
Wir sind laut, bunt und zahlreich, und wir wachsen: Tausende
Schülerinnen und Schüler stellen in Österreich und der ganzen Welt mit den
Klimastreiks die politische Landschaft auf den Kopf. Nehmen wir uns an den
Schülerinnen und Schülern ein Beispiel: Nehmen wir unsere Zukunft selbst in die
Hand und bereiten wir den rechtsextremen Umtrieben in diesem Land ein Ende.
Seit Tagen tourt Volkshilfe Österreich-Direktor Erich Fenninger, Sprecher der Plattform für eine menschliche Asylpolitik, aus Protest gegen die Abschaffung der Mindestsicherung durch Österreich. Am Dienstag, 23. April um 17 Uhr kommt er nach Wien vor des Bundeskanzleramt. Geht mit uns #aufdiestrasse, bringt eure Zelte, übernachten wir gemeinsam am Ballhausplatz!
Einen Tag vor dem Parlamentsbeschluss werden dort am Dienstag prominente BefürworterInnen für eine soziale Politik in Österreich protestieren. Willi Resetarits, Ernst Molden, Russkaja, sowie viele weitere Künstler_innen werden mit auf der Bühne sein.
Mit dieser Neugestaltung der Sozialhilfe kommt es zu einer Ungleichbehandlung von geflüchteten Menschen und österreichischen Staatsbürger_innen, da besondere Hürden beinhaltet sind. Geflüchtete werden in besonderem Maß von den Kürzungen betroffen sein und werden in die Armut getrieben. UNHCR warnt in einer Stellungnahme vor Verletzungen der Genfer Flüchtlingskonvention, da ein hohes Maß an Deutschkenntnissen verlangt wird und dadurch für Geflüchtete eine versteckte Wartefrist für die Sozialhilfe beinhaltet ist.
Bringt eure Zelte, übernachten wir gemeinsam am Ballhausplatz!
#aufdiestrasse gegen die Abschaffung der Mindestsicherung Dienstag, 23. April, 17:00 Uhr Bundeskanzleramt, Ballhausplatz, Wien Veranstaltung auf Facebook
Im Gesetzesentwurf über die Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU) zeigt sich, dass die Bundesregierung plant die menschenrechtlichen Verpflichtungen gegenüber Geflüchteten auszuhöhlen und richtet sich gegen unabhängige NGOs und die solidarische Zivilgesellschaft.
Die geplante Neugestaltung der Rechtsberatung für
Geflüchtete setzt menschenrechtliche Verpflichtungen für Geflüchtete außer Kraft.
Dieser Angriff auf besonders schutzbedürftige Menschen ist ein Angriff auf uns
alle: Demokratisch verankerte Grundrechte werden außer Kraft gesetzt.
Die Bundesregierung hat einen Gesetzesentwurf
über die Einrichtung einer Bundesagentur
für Betreuungs- und
Unterstützungsleistungen (BBU) vorgelegt. Die Aufgaben der Agentur sind
vielfältig: Die Betreuung von Asylwerbenden in Bundeseinrichtungen,
Dolmetschtätigkeiten, Menschenrechtsbeobachtung bei Abschiebungen,
Rückkehrberatung sowie die Rechtsberatung von Geflüchteten.
Die Agentur wird in 100%igem Eigentum der Republik stehen
und beim Innenministerium angesiedelt sein. Dadurch hat jenes Ministerium, das
für die Prüfung und Entscheidung über Asylanträge verantwortlich ist, auch
maßgeblichen Einfluss auf die Ausrichtung der Bundesagentur, kann Informationen
aus den Tätigkeitsbereichen einholen und durch die Mehrheit im Aufsichtsrat zentrale
Entscheidungen beeinflussen.
Die Benennung der Agentur ist auf den ersten Blick nicht
auffällig, doch auf den zweiten Blick verbirgt sich dahinter ein großflächiger Angriff
auf unabhängige NGOs und Unterstützer*innen.
Insbesondere im Bereich der Menschenrechtsbeobachtung,
Rückkehrberatung und Rechtsberatung ist die Unabhängigkeit der Menschen und
Organisationen, die diese Tätigkeiten ausüben von den regierenden Parteien ein
wesentlicher Faktor, um nicht ein in sich geschlossenes System zu etablieren.
Die Rechtsberatung für Asylwerbende ist dabei besonders
perfide gelöst: Zwar sollen die Rechtsberater*innen dem Justizministerium
unterstehen, durch den zentralen Einfluss des Innenministeriums ist aber zu
befürchten, dass es in diesem sensiblen Bereich zu Veränderungen kommen kann,
die sich auch auf die rechtliche Beratung und Einbringung von Rechtsmitteln für
Asylwerbende auswirken wird. Das erfordert eine klare Aufgabentrennung, die die
Unabhängigkeit von Rechtsberater*innen von staatlichen Systemen notwendig macht.
Ein faires Asylverfahren muss den Grundprinzipien eines Rechtsstaats folgen.
Auch im Bereich der Rückkehrberatung sind Menschen, die aus
unterschiedlichen Gründen erwägen in ihr Heimatland zurückzukehren damit
konfrontiert, von Berater*innen begleitet zu werden, die mit dem Innenministerium
in Verbindung stehen. Das Innenministerium legt bereits jetzt einen Schwerpunkt
auf die Außerlandesbringung von Geflüchteten. Diese Haltung zeigt sich in der
propagandistischen Umbenennung von „Erstaufnahmezentrum“ in „Ausreisezentrum“.
Die Einrichtung dieser Agentur wird ein sich selbst
kontrollierendes System schaffen und ist ein Schlag gegen unabhängige NGOs,
engagierte Personen und jene Menschen, die nicht ohne Grund aus ihrer Heimat
geflüchtet sind. Die Gesetzesvorlage richtet sich klar gegen uns als Zivilgesellschaft,
die seit 2015 einen solidarischen Umgang mit Geflüchteten fordert.
In einem funktionierenden Rechts- und
Sozialstaat müssen staatliche Handlungen immer kontrollierbar bleiben. Wir
wissen, dass Asylwerbende unabhängige Rechtsberatung brauchen. Die Abschaffung
der unabhängigen Rechtsberatung ist eine Aushöhlung der menschenrechtlichen
Verpflichtungen. In diesem Sinne ist die Unabhängigkeit der Rechtsberatung für
uns alle ein zentrales Anliegen.
Die Rechtsextremismus-Expertin
und Genderforscherin Judith Götz wies auf den Protesten gegen die „Identitären“
am 13. April 2019 auf die brandgefährlichen ideologischen Überschneidungen
zwischen den „Identitären“ und der FPÖ hin. Es gehe nicht bloß um personelle
Überschneidungen, sondern um die gleichen rassistischen Untergangs- und
Rettungsfantasien, die beide den Einsatz von massiver Gewalt gegen Minderheiten
voraussetzen. Die Plattform für eine
menschliche Asylpolitik veröffentlicht ihre Rede.
Viele Details über die rechtsextremen
Identitären sind in den letzten Tagen und Wochen ins Licht der Öffentlichkeit
gerückt und breit diskutiert worden – Details, die viele Antifaschist_innen
bereits wussten, waren sie doch gewesen, die ebenso wie kritische
Journalist_innen und Wissenschafter_innen jahrelang auf die Gefährlichkeit der
Gruppe sowie ihre Überschneidungen zur FPÖ aufmerksam gemacht haben. Dass in
den aktuellen Debatten oftmals der Eindruck erweckt wird, diese Verflechtungen
wären vor allem am rechten Rand der FPÖ und nur auf personeller, räumlicher und
finanzieller Ebene anzutreffen, lenkt jedoch davon ab, dass sie auch
ideologisch weitgehend übereinstimmen, dass es klarer Weise bislang
Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung gegeben hat. Aktuell wird nicht
selten das Bild der militanten, gefährlichen Identitären und der harmlosen FPÖ
gezeichnet, die nun auf Distanz geht, wenn auch nur zögerlich, schwammig und
vor allem aber unglaubhaft.
Und ja, Mietverträge können gekündigt
werden, Personen aus der Partei ausgeschlossen, finanzielle Unterstützung
gestoppt werden, sich von der Ideologie der Identitären zu distanzieren, wird
der FPÖ allerdings nicht gelingen weil sie sich dann wohl von sich selbst
distanzieren muss. Beiden Gruppen teilen sich zentrale rassistische Narrative
wie zum Beispiel, dass die Dominanzgesellschaft vom Untergang bedroht wäre,
dass es hier „einen großen Austausch“ geben würde. Wenn man sich das
begriffsgeschichtlich anschaut, dann sieht man, dass Andreas Mölzer schon in
den 1990er Jahren von der so genannten Umvolkung gesprochen hat. Er ist dann
später zu dem Begriff der Ethnomorphose übergegangen. Hilmar Kabas hat von der
Überfremdung gesprochen und Heinz Christian Strache vom Bevölkerungsaustausch.
Sie alle meinen damit das gleiche wie die Identitären, wenn sie vom „großen
Austausch“ sprechen, den sie stoppen wollen. Dahinter stehen die gleichen
Untergangs- und Rettungsphantasien, derselbe Rassismus.
Auch die Art, wie man sich „Volk“ und Nation
vorstellt, stimmt weitgehend überein. Die Identitären sprechen von der
ethnokulturellen Identität, die es zu erhalten gelte, die FPÖ davon, Teil der
deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft zu sein. Die Gemeinsamkeit liegt darin
liegt, dass „das Volk“ nicht als etwas verstanden wird, wo alle Menschen, die
in einem Land leben, in politische Ausverhandlungsprozesse treten, sondern das
„Volk“ wirklich nur im Sinn einer Abstammungsgemeinschaft, im Sinn einer
homogenen, organisch gewachsenen Gruppe gedacht wird. In diesen Vorstellungen ist
kein Platz für Individualität, Pluralität, für Vielfalt, die der Heterogenität
dieser Gesellschaft gerecht wird.
Um die Trennlinie zwischen rechts und
rechtsextrem festzumachen wird oftmals auf Gewalt als Mittel verwiesen und
tatsächlich stimmt es, dass einige Identitäre in der Vergangenheit
handgreiflich und gewalttätig geworden sind. Die Gewaltförmigkeit und
Gefährlichkeit der Ideologie der Identitären beginnt jedoch nicht erst, wo
zugeschlagen wird, wie wir es in Graz oder Wien gesehen haben, als Identitäre
Antifas verprügelten, sie beginnt auch nicht erst, wo versucht wird, Menschen
davon abzuhalten, andere Menschen zu retten, die sonst im Mittelmeer ertrinken
würden.
Letztendlich ist das gesamte identitäre
Projekt ebenso wie jenes FPÖ auf den Erhalt und Ausbau von bestehenden Macht-
und Herrschaftsverhältnissen ausgelegt und kann dadurch auch nicht ohne Gewalt
auskommen, da die Unterdrückung, Ausgrenzung und Diskriminierung vermeintlich
„Anderer“ in dieses Vorhaben immanent eingeschrieben ist.
Aktuell wird wieder über ein Verbot der
einen Gruppe diskutiert, um sich dieses „Problems“ zu entledigen. Aber schon im
Prozess in Graz wurden die ,Identitären‘ nicht wegen Verhetzung belangt und
konnten sich dadurch erneut legitimieren, auch wenn sie Rechtsextreme, die
hetzen, blieben. Eine Verurteilung der Gruppe durch den Rechtsstaat wäre zwar
ein wichtiges symbolisches Zeichen gegen menschenverachtende Propaganda
gewesen, ohne eine Gesellschaft, die sich gegen das von den ,Identitären‘
verbreitete Gedankengut stellt, bleibt ein rechtsstaatliche Urteil ohnehin
zahnlos.
Gerade deshalb finde ich, dass es
grundsätzlich wichtig ist, eine solche Definition nicht den Strafrechtsbehörden
oder der Justiz zu überlassen. Wenn alles, was gewaltfrei ist, nicht mehr rechtsextrem
ist, besteht die Gefahr, dass mit rechtsextremen Ideologien viel zu
verharmlosend umgegangen wird. Gewalt wird nicht erst sichtbar, wo sie
zuschlägt, sondern fängt schon viel früher an. Deswegen ist es umso wichtiger,
dass wir die Gewaltfrage auf gar keinen Fall als die große Trennlinie aufmachen
dürfen, weil es auch darum geht, diese Ideologien in ihrer Gefährlichkeit schon
zu erkennen, wenn sie sich noch nicht zugespitzt haben, um auch diesen etwas
entgegensetzen zu können.
Denn die Ideologie der Identitären ist menschenverachtend
und brandgefährlich, geht es ihnen ja um die Schaffung einer „ethnisch relativ
homogenen Gemeinschaft“, die unter den Voraussetzungen einer durch Migration
geprägten Gesellschaft nur mit massiver Gewalt durchzusetzen wäre. Entsprechend
steht die „Remigration“, die die Identitären fordern, für nichts Anderes, als
die massenhafte Deportation von Menschen, versucht aber mit einem harmlosen
klingenden Begriff diese Forderung zu beschönigen. Wer also die Erhaltung
seiner „ethnischen Identität“ als etwas Lebensnotwendiges begreift, impliziert
damit gemäß dem völkischen Denken nicht nur die Reinhaltung sondern trägt die
Bereitschaft zur Gewaltanwendung bereits mit sich, da vermeintlich Fremde in
diesem Denken immer schon als existenzielle Bedrohung gelten.
Fünfzehn Mal so viele
Antifaschist_innen als Rechte protestierten gegen Hass und Rassismus!
Die solidarische Gegendemonstration der „Plattform für eine
menschliche Asylpolitik“ hat die Kundgebung der „Identitären“ grandios in den
Schatten gestellt! Fantastische 2000 Menschen haben sich den Gegenprotesten,
darunter auch der „Offensive gegen Rechts“, angeschlossen, um klar zu zeigen,
dass rechtsextremes und rassistisches Gedankengut in Österreich keinen Platz
hat!
Lediglich 150 Rechtsextreme sind dem Aufruf der „Identitären“
gefolgt. „Wir waren fünfzehn Mal so viele Menschen. Es ist uns
Antifaschist_innen damit gelungen, die „Identitären“ phänomenal zu blamieren! Wir
bedanken uns bei allen solidarischen Menschen, die diesen großartigen Erfolg
ermöglicht haben!“, sagt David Albrich für die „Plattform für eine menschliche
Asylpolitik“.
Die Demonstration der „Plattform für eine menschliche
Asylpolitik“ startete am Schottentor, begleitet mit inhaltlichen Beiträgen von „Omas
gegen Rechts“-Mitgründerin Susanne Scholl, Rechtsextremismus-Expertin Judith Götz,
Volkhard Mosler von „Aufstehen gegen Rassismus“ in Deutschland und die Autorin Ishraga
Mustafa Hamid vorgetragen wurden.
Über den Ring zog der Demozug bis an den Weghuberpark, wo
sich ein jämmerliches Häufchen „Identitärer“
versammelte. Bei der Abschlusskundgebung sprachen die grüne Bundesrätin Ewa
Dziedzic, Gewerkschafter Axel Magnus und die Vorsitzende der Sozialistischen
Jugend, Julia Herr. „Wir werden uns den Rechtsextremen auch zukünftig in den
Weg stellen und sagen klar und deutlich: Es muss Schluss sein mit der rassistischen
Hetze gegen Muslime!“, so Albrich abschließend.
Samstag, 13. April, 14:30 Uhr U2 Schottentor, Universität Wien Facebook
Die rechtsextremen „Identitären“ wollen am Samstag, 13. April gegen den „Großen Austausch“ demonstrieren. Der Attentäter von Christchurch, der 50 Menschen ermordet hat, nannte sein Manifest „Der Große Austausch“ und würdigte die Identitären mit einer Spende von über 1.500 Euro.
Die Plattform für eine menschliche Asylpolitik ruft zum großangelegten Gegenprotest auf. Hass und antimuslimischer Rassismus haben in unserer Gesellschaft keinen Platz. Wir demonstrieren für Vielfalt, Menschenrechte und Solidarität.
Zuerst sorgte Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) für Empörung, als sie Flüchtlinge zur Zwangsarbeit verpflichten wollte. Nur kurz darauf kürzt Innenminister Herbert Kickl, ebenfalls FPÖ, Asylberechtigten den Stundenlohn für gemeinnützige Arbeiten auf 1,50 Euro. Der Widerstand gegen die Pläne ist groß.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft PRO-GE, Rainer Wimmer, übte
heftige Kritik an den Regierungsplänen zur Zwangsarbeit für Flüchtlinge: „Eine
bestimmte Gruppe von Menschen zur Zwangsarbeit zu verpflichten, um einen
Arbeitskräftemangel zu bekämpfen, ist klar menschenverachtend und erinnert
stark an die NS-Zeit.“ Wimmer forderte den sofortigen Rücktritt der FPÖ-Sozialministerin
Beate Hartinger-Klein.
Nur kurz nach Hartinger-Kleins Angriff setzte Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) nach. Er will den Stundenlohn für Asylsuchende, die hierzulande Hilfstätigkeiten erbringen, auf 1,50 Euro beschränken. Selbst die ÖVP-Landeshauptleute aus Tirol und Oberösterreich sind skeptisch.
Löhne erhöhen, nicht kürzen
Für Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi (Grüne) ist der Vorstoß der Regierung ein Skandal: „Der Herr Innenminister soll kommen und für 1,50 Euro pro Stunde arbeiten einen ganzen Tag lang. Dann schau ich mir seine Antwort an.“ Als einen „Hohn“ bezeichnete der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler den Vorschlag im Gespräch mit der APA.
Wiens Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) wirft Kickl vor, „ein gut funktionierendes System zu zerstören“. Die Integrationslandesrätinnen forderten im Gegenteil sogar eine Anhebung des Stundenlohns. Kärntens SPÖ-Landesrätin Sara Schaar sagte: „Die Forderung geht in Richtung fünf Euro, weil hier sonst die Gefahr eines Lohndumpings droht.“
Freitag, 5. April, 16:30 Uhr Klimaprotest Zukunft für Alle – Alle für die Zukunft! Christian-Broda-Platz, U3/U6 Westbahnhof, Wien Veranstaltung auf Facebook
Fluchtursachen bekämpfen – nicht Flüchtlinge! Klimagerechtigkeit jetzt!
Krieg, Hunger, Dürre, Überschwemmungen, politische Verfolgung: Die Entscheidung das Heimatland zu verlassen bedeutet immer einen großen Einschnitt in die Lebensentwürfe von Menschen. Flucht ist keine freiwillige Entscheidung.
Als Plattform für eine menschliche Asylpolitik wissen wir, das Klimaveränderungen zu Situationen führen können, in denen Menschen nicht mehr in ihrer Heimat bleiben können.
Die Gruppe von Menschen, die sich aufgrund von Klimaveränderungen auf die Flucht begeben muss, wird für die nächsten Jahrzehnte massiv ansteigen: Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR geht davon aus, dass in den nächsten 50 Jahren jedes Jahr 6 Millionen Menschen aufgrund von Klimaveränderungen flüchten müssen.
Wir setzen uns für eine menschliche Asylpolitik ein, unabhängig von den Gründen, die Menschen zur Entscheidung gebracht haben, ihr Land zu verlassen.
Wir wollen gemeinsam zeigen, dass Klimagerechtigkeit und antirassistische Arbeit nicht voneinander zu trennen sind.