Archiv für den Monat: Oktober 2016

Langenzersdorf betroffen über Abschiebung von afghanischer Familie nach Kroatien

Familie Tajik war bei allen Gemeindefesten mit dabei und war bestens integriert. Foto: Initiative Langenzersdorf
Familie Tajik war bei allen Gemeindefesten mit dabei und war bestens integriert. Foto: Initiative Langenzersdorf

Ende September wurde die Familie Tajik, ein Ehepaar mit vier Kindern (Mohadissa, Mahndi, Mohammad und Hossein) aus Afghanistan um 05:00 Uhr morgens zunächst ins Familienabschiebezentrum Simmering und dann per Flug nach Kroatien gebracht, wo nun das weitere Asylverfahren abgewickelt werden muss. Die Familie hat sich sehr um eine Integration bemüht, die Kinder sind in die Schule gegangen, der Vater hat regelmäßig bei gemeinnützigen Arbeiten in der Gemeinde mitgeholfen. Umso betroffener waren alle Beteiligten.

Übrigens auch die Mitschüler der Kinder, die in kürzester Zeit Abschiedszeichnungen angefertigt haben. Die Initiative ist weiterhin mit der Familie in Kontakt und versucht zumindest moralisch zu unterstützen denn nach missglückten Interventionen mussten wir erkennen, dass uns rechtlich leider die Hände gebunden sind.

Peter Schawerda
Koordinator der Initiative-Langenzersdorf

Meine iranischen Freunde…

…lernte ich Anfang des Jahres im Deutschkurs Traiskirchen kennen, wo ich regelmäßig unterrichtet habe.
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Deutschkurs Traiskirchen Mitte Jänner

Es war eine Gruppe, mit der ich mich sehr gut verstand: Ein Mathematiker, ein Künstler, ein Maler, ein Sänger, ein Filmemacher, ein Bergführer und Fotograf (Namen möchte ich bewusst nicht nennen). Sie sind zum Christentum konvertiert und aus Angst vor religiöser Verfolgung nach Europa geflüchtet.

Sie kamen am ersten Tag nach ihrer Ankunft sofort in den Unterricht und waren sehr entschlossen, unsere Sprache und Kultur kennenzulernen. In weiterer Folge besuchten wir viele Museen in Wien bis sie relativ bald in andere Bundesländer transferiert wurden.  Doch das tat unserer Beziehung keinen Abbruch. Von Wien aus kontaktierte ich eine Kirche in ihrer Nähe, aktivierte meine ehemalige Studienkollegin in Graz, Diese wiederum hatte ihre Schwägerin in dem steirischen Ort, wo der Künstler und der Maler gelandet waren und so konnte ich ihnen ein Stück Vertrautheit an ihrem neuen Ort ermöglichen. Zufällig wurde der Mathematiker ebenfalls in die Steiermark verlegt nicht weit von den beiden anderen. Er wohnte nun in einem kleinen Dorf bei Judenburg, ohne Deutschkursmöglichkeit in der Nähe Ich schickte ihm einen Laptop, mit dem er im Selbststudium Deutsch lernen konnte, die Aussprache übten wir am Telefon.

Später konnte ich dem Künstler und dem Mathematiker sogar eine gemeinsame Privatunterkunft bei einer lieben Familie in einem Landgasthof organisieren. Dort leben sie jetzt gemeinsam und integriert.

In der Freiwilligenhilfe geht es für mich nicht nur um das Beibringen von Sprache, sondern es entstehen Freundschaften fürs Leben. Man gibt viel und man bekommt viel.

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Auf dem Donauinselfest

Der Filmemacher wurde schon im Sommer nach Kroatien abgeschoben, jetzt sind alle restlichen Freunde von den Dublin Abschiebungen betroffen. Aufwendige Dokumentationen über eine nachweisliche Integration (mit vielen Freundschaftsschreiben und Fotos von gemeinsamen Unternehmungen) nützten gar nichts, trotz einer Jobzusage eines internationalen Konzerns für den Mathematiker (und Computerprofi) im Falle einer Arbeitserlaubnis.

Der Mathematiker hatte beim ersten Interview auf die Frage, über welche Länder er gereist war, angegeben, er wisse es nicht. Doch der Dolmetscher kreuzte automatisch Kroatien an mit der Bemerkung, es müsse ja oder nein sein, weiß nicht geht nicht. Viele andere Flüchtlinge, die zur gleichen Zeit nach Österreich kamen, erklärten in ihrem Erstinterview, sie hätten nicht gewusst, durch welche Länder sie gereist seien. Diese Flüchtlinge wurden in Österreich zum Asylverfahren zugelassen. Dieses Kreuzerl war letztendlich die Ursache dafür, dass er ins Dublin-Verfahren fiel, und jetzt nach Kroatien abgeschoben werden soll.

Das Engagement der betroffenen Geflüchteten, Deutsch zu lernen, sich zu integrieren und auch das Engagement der Helferinnen wird durch diese Abschiebungen mit Füßen getreten. Erst hat sich der Staat lange auf die Hilfsbereitschaft der Freiwilligen verlassen, nun werden wir durch Missachtung unserer Arbeit und Gefühle gestraft…

Das war nun eindeutig zu viel für mich und das hat mich letztendlich dazu bewegt, einen Text für eine Petition zu schreiben, der dann in gemeinsamer Ausformulierung mit Fanny Dellinger und Gleichgesinnten der Bewegung Mitmensch rasch als Online-Petition „STOPP von Dublin III-Abschiebungen nach Kroatien“ starten konnte…

Claudia Schumm, 17. Oktober .2016

Hier geht es zur Online-Petition! Und hier zur Stellungnahme der Plattform und den dokumentierten Fällen!

 

Appell der Familie Mühlbauer: Nicht zulassen, dass uns Menschen einfach so entrissen werden!

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Groß-Enzersdorf, Oktober 2016

Auch wir möchten euch gerne unsere Geschichte erzählen. Es ist keine besondere und selten ist sie schon gar nicht. Es ist eine Geschichte, wie sie viele Menschen momentan in Österreich erleben, aber für uns bedeutet es sehr viel.

Vor einem Jahr sind wir zu einer Plattform die Flüchtlingen hilft, in einer Gemeinde nahe bei Wien gekommen, um Flüchtlingen zu helfen. Wir wurden auf selbstverständliche Weise aufgenommen, haben gemeinsam die uns anvertrauten Menschen, die ohne Hab und Gut, oft nur mit dem was sie am Körper trugen, zu uns gekommen sind, unterstützt und betreut.

Keines der angekündigten Vorurteile wurde wahr. Wir haben tolle Helfer kennen gelernt, für die Nächstenliebe keine leeren Worte sind und wir haben gemeinsam einiges erreicht.

Wir haben alle unsere Schützlinge ins Herz geschlossen, es sind wunderbare und großartige Menschen, aber eine Familie hat besonders unser Herz berührt. In all diesen Monaten sind wir uns sehr nahe gekommen. Es sind der kleine Khaled und seine Eltern Hanadi (22 Jahre)  und Walid (30 Jahre). Es sind grundanständige, rücksichtsvolle Menschen, liebevolle Eltern für Ihren kleinen Sohn und für uns sind sie Teil unserer Familie geworden. Wir haben miteinander Ausflüge gemacht, gefeiert, gegessen, wunderbare Gespräche geführt, miteinander gelacht und miteinander geweint. Wir haben miteinander gegen bürokratische Windmühlen gekämpft, ganz fest an Siege geglaubt und dann doch nur Rückschläge und Enttäuschungen erlebt.

khaledAlle, die sie kennen, wissen, diese Familie hat hier in unserer Gemeinde Fuß gefasst, sie haben viele Freunde gefunden. Die Beiden lernen fleißig die deutsche Sprache, sind immer höflich und hilfsbereit und jeder hat sie gerne. Als wir die Familie kennen lernten, war Khaled noch ein Baby, heute ist er ein bezaubernder kleiner Bursche, der neugierig seine Welt betrachtet. Zu Weihnachten wird er ein Jahr und wir hätten doch noch so gerne seine ersten Schritte erlebt.

Sie haben hier in dieser Gemeinde eine neue Heimat gefunden und nun werden sie vielleicht in ein Land geschickt, dass sie nur von der Durchreise kennen. Sie haben die Flucht über das Meer, die Winterkälte und das Elend der Balkanroute überlebt und dennoch voller Hoffnung und Vertrauen in Österreich einen neuen Start gewagt.

Nun stehen sie erneut vor den Trümmern ihrer Existenz.

Das kann und das darf doch nicht sein! Wir können doch nicht zulassen, dass sie uns so einfach wieder entrissen werden. Und doch, was können wir schon tun? Eigentlich stehen wir den Ereignissen hilflos gegenüber und das in unserem eigenen Land.

Aber wir geben nicht auf, vielleicht geschieht ja doch noch ein Wunder. Vielleicht ist es doch noch möglich, dass sie bleiben und sich hier eine neue, glückliche Zukunft aufbauen können, so wie viele andere auch.

Bitte unterschreibe jetzt die Online-Petition gegen Dublin-Abschiebungen! Hier die Liste mit weiteren dokumentierten Fällen.

Riesiger Erfolg: Mariam und Tagleb dürfen bleiben!

Wir veröffentlichen einen offenen Brief von Familie Dokter im obersteirischen Kalwang und gratulieren der Familie und allen Mitstreiter_innen herzlich für ihr Engagement! Ihr macht allen Menschen, die sich für eine menschliche Asylpolitik einsetzen, Mut und habt bewiesen, dass man etwas verändern kann!

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Foto: Maria Motter (FM4)

Liebe Freunde, liebe Mitstreiter, und ihr lieben Menschen da draußen die uns in den letzten Wochen getragen habt!

Wir sind müde, erschöpft aber überglücklich! Wir haben heute erfahren, dass Mariam und Tagleb aufgrund Fristablaufs in Österreich bleiben dürfen. Im Namen der beiden möchten wir uns bei Euch allen bedanken.

Mariam und Tagleb geht es im Moment natürlich besser. Es wird sicher noch einige Zeit brauchen, bis sie sich vom Trauma der letzten Wochen erholt haben. Demütig möchten wir Gott danken, der uns die Kraft und die notwendigen glücklichen Fügungen geschenkt hat, um den heutigen Tag zu einem Feiertag für uns machen.

Leider ist es noch kein Feiertag für die vielen anderen Menschen, die zurzeit denselben Horror – ausgelöst durch Dublin III, durchleben müssen und die täglich Außerlandes gebracht werden.

Leider ist es auch kein Feiertag für die vielen freiwilligen Helfer, die unzählige Stunden für etwas mehr Menschlichkeit leisten, und die Tag für Tag frustrierter werden, weil sie zusehen müssen wie liebgewonnene und schutzbedürftige Menschen einfach sinnlos abgeschoben werden.

Es ist leider auch kein Feiertag für unsere Regierung, die nicht die Chance nutzte, Menschlichkeit zu zeigen und sich von dieser unmenschlichen Politik abzuwenden.

Es ist aber ein Feiertag für ein wenig Menschlichkeit. Nur durch die Unterstützung von Euch allen, von den fast 4.000 Unterzeichnern unserer Petition, von den vielen menschlichen Zusprüchen der letzten Tage, von unseren Gemeindevertretern und viele Bürger unseres Orts, von der liebevollen Betreuung der beiden im Krankenhaus, die Unterstützung der unermüdlichen Freiwilligen von Border Crossing Spielfeld, die Unterstützung von Juristen, die Unterstützung unserer Kirche und vieler Freunde, von allen die wir jetzt vergessen haben (wir bitten um Verzeihung) und nicht zuletzt durch den tollen Support durch Presse und Medien ist es in unserem Fall gelungen, dass letztendlich die Menschlichkeit gesiegt hat!

Wir versprechen Euch, dass wir Kraft sammeln werden und uns weiter dafür einsetzen, dass diese menschenverachtende Politik ein Ende findet.

Jakob, Jonathan, Sarah, Eva-Maria, Daniela und Ewald Dokter

Danke – Danke – Danke!

Syrischer Student von Abschiebung bedroht

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Groß-Enzersdorf, Oktober 2016
Ein Appell von Margit Huber

Update 25.10.2016: Der Beschwerde gegen den Dublin-Entscheid wurde aufschiebende Wirkung zuerkannt! Samer kann wieder ruhig schlafen.

Samer, 26 Jahre, Marketingstudent, aus Syrien, ist am 15. Dezember 2015 nach einer langen Flucht über die Türkei, Griechenland und die Balkanroute nach Österreich gekommen. Er wurde von den Behörden an die österreichisch-deutsche Grenze verfrachtet und sollte wie ein Paket nach Deutschland geschickt werden. Er kämpfte jedoch mit aller Kraft, die ihm nach der beschwerlichen Flucht noch blieb, dafür, in Österreich bleiben zu können. Denn das war sein Ziel: In Österreich um Asyl anzusuchen, in dem Land, in dem sein Bruder schon knapp ein halbes Jahr früher einen Asylantrag gestellt hatte.

Nach einer Odyssee durch mehrere Bundesländer kam er schließlich im Februar in unseren Ort in der Nähe von Wien. Hier lernte ich ihn in einer Flüchtlingsunterkunft kennen. Ich besuchte ihn jeden Tag, bald schon besuchte er mich in meinem Zuhause. Wir wurden sehr innige Freunde. Nach ein paar Monaten konnte er in eine private Unterkunft ziehen, die nur ein paar Minuten entfernt von mir ist.

Samer spricht sehr gut Englisch, so wurde er in vielen Fällen als Dolmetscher herangezogen. Er war zu jeder Zeit bereit zu helfen.

Bei seinem Gespräch in Traiskirchen hat er viele Empfehlungsschreiben von Österreichern vorgelegt, die ihm allesamt bescheinigen, dass er ein freundlicher, hilfsbereiter, kluger junger Mann ist, ein Freund. Für mich ist er Familie. Ein Psychiater hat posttraumatische Belastungsstörung und Depression bescheinigt. Trotz allem hat er Deutsch gelernt und macht mittlerweile den A2-Kurs. Er ist ein ausgezeichneter Fotograf, der sich diese Fähigkeiten durch sehr zeitintensives Selbststudium angeeignet hat. Seine Fotos sind nicht nur mir aufgefallen. Durch seine Website mit seinen Fotos sind auch andere Menschen auf ihn aufmerksam geworden. So arbeitet er mittlerweile – natürlich unbezahlt – an einem Kulturprojekt für unsere Gemeinde, ist eingebunden in ein Projekt für das Viertelfestival 2017. Sogar zwei Jobs hat er in Aussicht: in einem Fotostudio und in einer Werbeagentur. Beide Firmen würden ihm übermorgen einen bezahlten Job geben, wenn er morgen Asyl erhalten würde. Ein sicherer Steuerzahler für den Staat ab Tag eins seines Asyls.

Doch Österreich will ihn nicht. Nichts spielt eine Rolle: seine gesundheitlichen Probleme nicht, seine Deutschkenntnisse nicht, seine Jobzusagen nicht, seine familiäre Bindung nicht, seine vorbildliche Integration nicht. Abgeschoben soll er werden, weil er über Kroatien illegal ins Land gekommen sei. Aber Österreich hat doch die Einreise all dieser Flüchtlinge quasi mitorganisiert? Sie sollten nur registriert werden, um einen Überblick zu haben. Es habe keinerlei Konsequenzen für seinen Asylantrag, wenn er in Kroatien einen Fingerabdruck abgebe, hat man ihm gesagt. Er wurde von den Beamten angelogen. Denn nun hat es große Konsequenzen für Samer: Er soll zurück nach Kroatien. In ein Land, das er nur von ein paar Stunden der Durchreise kennt und in dem ihm Polizisten verboten haben, Wasser zu kaufen. Kroatien, das würde die endgültige Trennung von seinem Bruder bedeuten. Dieser hat nämlich Asyl in Österreich bekommen. Perfiderweise eine Woche bevor seinem großen Bruder der Abschiebebescheid zugestellt wurde.

Wir kämpfen um ihn. Ich will ihn nicht verlieren. Er ist mir auch Familie geworden, er hat sich geöffnet, hier Wurzeln geschlagen in unserem Ort, in meinem Freundeskreis und in meiner Familie.

Bitte unterschreibe jetzt die Online-Petition gegen Dublin-Abschiebungen! Hier die Liste mit weiteren dokumentierten Fällen.

تظاهرات ضد بازگشت اجبارى: بگذاريد آنها بمانند

Arabic | Deutsch | Farsi

تظاهرات: ضد بازگشت اجبارى
تحت عنوان !
„بگذارید آنان بمانند“
زمان: شنبه، ٢٦ نوامبر ساعت ١٤
مکان: Wesbahnhof,Christian-Broda-Platz

Farsi: Flyer (Farbe), Flyer (SW), A4-Flyer-Vorlage (SW), A2-Plakat (SW)

نه گفتن به دابلین – بازگشت اجباری!
ما از برگرداندن اجباری پناهجویانى كه به بهترين شكل در جامعه ادغام شده اند به کرواسی توسط دولت اتریش, خشمگین هستیم.
از یک سال پیش مردم در همه جا, متحد با پناهجویان برای ادغام شان مبارزه میکنند.
این پناهجویان کسانی هستند که زمستان سال گذشته از مسیر بالکان وارد اتریش شده اند و دولت هیچ تقلايى برای جلوگیری از ورودشان انجام نداد. حالا وزارت داخله, فریبکارانه به معاهده ى دابلین اشاره می كند که گویا بر اساس آن تمامی کشورهای اتحادیه ى اروپا در قبال کسانى كه برای اولین بار وارد خاک اروپا شده اند, مسئولیت دارند.
• ما میخواهیم دولت اتریش مسئولیت خود را در برابر کسانی که در این کشور تقاضای پناهندگی داده اند, بپذیرد. حق بازگشت (به اتریش) برای اخراج شدگان قائل شود و پرونده ى کسانی که از ترس پلیس و اخراج شان مخفی شده اند, دوباره به جریان بیفتند. دولت باید آسیب پذیری حقوق انسانی را جدی گرفته و از آن محافظت کند که شامل حق زندگی خانوادگی, کودکان, جوانان و آینده سازان نیز میگردد.
• نه گفتن به توافق بازگشت اجباری به افغانستان !
اتحادیه اروپا تلاش کرده است تا دولت افغانستان را قانع کند که در قبال کمک هاى مالی، بازگشت اجباری حدود ٨٠٠٠٠ پناهجویى را که از جنگ و نا امنی فرار کرده و به اروپا پناه آورده اند بپذیرد. حوادث اخیر از جمله جنگ در قندوز و سقوط آن بدست مخالفان مسلح با ٢٤٠٠٠ آواره و کشته شدن بیش از ٨٦ نفر و زخمی شدن بیش از ٣٠٠ نفر بر اثر حمله ای تروریستی, در جریان یک تظاهرات مسالمت آمیز در کابل نمونه های بارز نا امنی و جنگ در افغانستان است.
• ما خواهان شرایط ویژه ى پناهندگی برای پناهنده گان افغانستانی و دیگر کشور های درگیر جنگ هستيم. به طور مثال حق „پيوستن به خانواده“ يا به اصطلاح „پيوند خانوادگى“.
• نه گفتن به فرمان اضطراری !
فرمان اضطراری باعث محدودیت در قوانین پناهندگی میگردد که در قوانین بین المللی مندرج است. فرمان اضطراری را میخواهند با استدلال و ربط ناموجه به „نظم عمومی“ و “ امنیت داخلی“ توجیه کنند.
• ما خواهان رعایت حقوق پناهندگی و حقوق بشر هستیم. ما میخواهیم تلاش ها و تعهدات افراد , اتحادیه ها, کلیسا ها, مدارس, ابتکارات محلی, سازمانهای غیر دولتی و باشگاههای ورزشی برای ادغام ضايع نشود. پناهندگان اینجا رسیده اند و ما آنها را پذیرفته ایم و حق داریم با آنها زندگی کنیم.

Liste der dokumentierten Fälle von (drohenden) Dublin-Abschiebungen

Seit mehreren Wochen werden Asylsuchende, die im Herbst und Winter 2015 über die offenen Grenzen nach Österreich gekommen sind, nach Kroatien und in andere Balkanstaaten von der Polizei abgeschoben. Jetzt kurz vor Ablauf der 6-Monats-Frist, nach der Österreich Asylverfahren durchführen muss, macht die Regierung schäbige Politik auf dem Rücken von schutzsuchenden Menschen.

Hier eine Auflistung der letzten uns bekannten Fälle von (versuchten) Abschiebungen:

  • Ein 11-jähriger Schüler wurde mit seiner Familie aus dem Mürztal nach Kroatien abgeschoben
  • Familie Hamaazeez aus dem Irak wurde in Kumberg von der Gemeinde verteidigt [zur Petition]
  • In Liesing wehrten sich Schüler_innen gegen die Abschiebung ihres Freundes Nijteh aus Aleppo [Appell der Betreuerin]
  • In Kalwang in der Steiermark drohte Mariam und Tagleb aus Syrien die Abschiebung.  Durch Fristablauf können sie jetzt aber in Österreich bei der Familie Dokter bleiben. [zur Petition]
  • In Mistelbach wurde bereits eine Person nach Zagreb abgeschoben, 12 weitere Menschen sind von Abschiebung bedroht, wie auch ein anderer Bericht dokumentiert. Widerstand kommt von der Plattform Flüchtlingshilfe Mistelbach und Bewegung Mitmensch
  • Ali aus Afghanistan, der jetzt in Lanzendorf bei Mistelbach lebt, hat sich schon gut integriert. Er hat das Deutsch-A2 ÖSD Zertifikat gemacht und in der Gemeinde hat er freiwillig gearbeitet. Dennoch ist er jetzt von der Abschiebung nach Kroatien bedroht.
  • In Graz hat sich die irakische Familie A. ein neues Zuhause aufgebaut. Jetzt droht die Abschiebung nach Kroatien
  • Eine syrische hochschwangere Frau mit Mann und eineinhalbjährigem Kind sollen nach Kroatien abgeschoben werden, Shalom Alaikum betreut sie derzeit
  • Einem Elternpaar aus Syrien mit gut integrierter 11-jähriger Tochter in Wien, für die sich auch der Elterverein eingesetzt hat, droht ebenfalls Abschiebung nach Kroatien
  • Der 14-jährige Janpreet aus Afghanistan wurde mit seinen Eltern in Tulln nach Italien abgeschoben
  • Eine Frau mit drei Kindern aus Damaskus, die seit Dezember 2015 in Wien ist, soll am 16. Oktober nach Kroatien abgeschoben werden
  • In Großenzersdorf wurde eine junge palästinensische Familie nach Kroatien abgeschoben, trotz hervorragender Integration im Ort. Ca. zwei Wochen später wurde ihrer Beschwerde aufschiebende Wirkung zuerteilt – jetzt dürfen sie wieder zurückkommen. Hier der Appell der befreundeten Familie Mühlbauer
  • Auch in Groß-Enzersdorf soll ein junger syrischer Student nach Kroatien abgeschoben werden, trotz Deutschkenntnissen, familiärem Anschluss und zwei erfolgten Jobzusagen.
  • Zwei syrische Brüder stehen vor der Abschiebung. In Groß-Enzersdorf konnten sie nach langer Flucht endlich zur Ruhe kommen, doch jetzt ist die Angst wieder da.
  • Familienvater wird von Frau und krebskrankem Kind getrennt und nach Polen abgeschoben. Mutter bleibt mit zwei kleinen Kindern zurück und gilt als untergetaucht. All das 11 Tage nach Operation des kranken Kindes.
  • Abschiebung direkt aus der Psychiatrie. Familienvater wird von der Polizei aus dem Krankenhaus geholt, um Abschiebung syrischer Familie mit drei Kindern durchzusetzen.
  • Syrische Kriegswitwe mit zehn- und zwölfjähriger Tochter, die in Baumgarten, im Burgenland ein neues Zuhause gefunden haben, sollen abgeschoben werden. Eine Petition dagegen läuft.
  • Eine irakische Familie, die in Tux in Tirol bereits gut integriert und im Ort sehr beliebt ist, droht die Abschiebung nach Ungarn. Trotz der dort herrschenden erbärmlichen Zustände im Flüchtlingswesen.
  • In Langenzersdorf wurde Ende September die bestens in die Gemeinde integrierte afghanische Familie Tajik nach Kroatien abgeschoben.
  • In Hainfeld soll Mohammed, der im Gestaltungs- und Begegnungsraum Comedor del Arte aktiv ist, nach Ungarn abgeschoben werden.
  • Der schwerkranke Herr Alsalka Mowafak, der am 28. 10. seinen Operationstermin gehabt hätte, wird am 24. 10. in Schubhaft genommen und wenige Tage später abgeschoben.
  • Mehrere Fälle von schwerkranken Menschen, die nach Kroatien abgeschoben wurden bzw. werden sollen, sind dokumentiert.
  • Der 20-jährige Ali, aus dem Irak, hat 10 Monate bei der Familie W. in Straßhof gelebt, und ist zu einem Teil der Familie geworden. Dennoch wurde er nach Kroatien abgeschoben.
  • In Oberwaltersdorf fanden insgesamt 4 mal Dublin-Abschiebungen statt, dreimal traf es Familien, zwei von ihnen wurden nach Kroatien gebracht.

Zwei syrische Brüder in Groß-Enzersdorf vor der Abschiebung

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Ein Appell von Margit Huber

Shivan und Yusef sind zwei Brüder aus Syrien. Shivan wirkt mit seinen 20 Jahren wesentlich älter, ist ruhig, zurückhaltend, äußerst höflich und wohlerzogen. Jede Mutter wäre unglaublich stolz auf so einen Sohn. Er trägt hier in Österreich die Verantwortung für seinen 18-jährigen Bruder Yusef. Beide sind Kurden und haben eine sehr lange Fluchtgeschichte auch schon in ihrer Heimat hinter sich. Als Kurden mussten sie auch schon innerhalb Syriens immer wieder flüchten. Yusef konnte oft ein Schuljahr nicht richtig abschließen, weil er das Haus nicht verlassen durfte: zu gefährlich, zu viele Bomben. Sie haben sich nach Österreich durchgeschlagen und wie so viele in der Türkei Station gemacht, um Geld zu verdienen für den weiteren Weg. Beide sprechen Kurdisch und Arabisch.

Als ich die beiden im Februar kennenlernte, hatten wir keine gemeinsame Sprache. Doch Yusef hat sich in den letzten Monaten selber Englisch beigebracht. So kann ich mich mit ihm jetzt in Englisch unterhalten. Und mit beiden kann ich mich auf Deutsch unterhalten. Den A1-Kurs haben sie bereits abgeschlossen, jetzt besuchen sie den A2-Kurs seit eineinhalb Monaten. Shivan spricht schon wunderschöne deutsche Sätze und lernt sehr fleißig, denn sein Traum ist es, hier in Österreich Arzt zu werden. Ich traue ihm das zu. Er lässt sich nicht ablenken, arbeitet konzentriert und jeden Abend, um die deutsche Grammatik zu lernen und möglichst viele neue Wörter. Ich bin unglaublich stolz auf ihn. Wie eine Mama auf ihren Sohn.
Die beiden Brüder leben in einer WG mit zwei anderen Asylwerbern eine Minute von mir entfernt. So sind sie Teil meiner Familie. Wir essen gemeinsam, wir feiern gemeinsam, wir lachen gemeinsam und ab und zu weinen wir auch gemeinsam. Wir geben einander Kraft und helfen einander, wann immer jemand Hilfe benötigt. So wie es in einer Familie selbstverständlich ist. Denn nichts anderes sind wir.

Shivan und Yusef spielen jede Woche Volleyball in einem Team hier in unserer kleinen Stadt in Niederösterreich. Sie haben bei Veranstaltungen von Vereinen mitgeholfen, sobald sie darum gebeten wurden. So haben sie Freunde gefunden, haben sich eingelebt, Vertrauen gefasst zu den vielen neuen Menschen in ihrem Leben, sich geöffnet, Wurzeln geschlagen und begonnen an eine Zukunft hier in unserem kleinen Städtchen zu glauben. Dafür tun sie alles.
Eine Schwester der beiden lebt in Linz. Als Asylwerber dürfen die Geschwister das Bundesland leider nicht wechseln, somit sind die Geschwister getrennt. Der Ehemann der Schwester hat schon Asyl. Somit hofft sie, auch in Österreich Asyl zu bekommen. Ihre Brüder aber sollen jetzt nach Kroatien abgeschoben werden, damit wären die Geschwister endgültig getrennt.

Shivan und Yusef leben jetzt in ständiger Angst, dass die Polizei in ihre Wohnung kommt und sie mitnimmt in ein unbekanntes Land, in dem sie nur ein paar Stunden auf der Durchreise waren. Sie können nicht mehr schlafen und nicht mehr essen, haben ständige Bauchschmerzen. Sie kennen niemanden in Kroatien, wären auf sich allein gestellt. Müssten eine fünfte Sprache lernen. Wieder bei Null anfangen. Dafür haben sie keine Kraft mehr. Das kann man diesen jungen, anständigen und ohnehin schon schwer traumatisierten Menschen einfach nicht zumuten. Das wäre einfach grausam. Warum möchte unser Staat auf Biegen und Brechen so vielversprechende, kluge junge Menschen loswerden?

Bitte unterschreibe jetzt die Online-Petition gegen Dublin-Abschiebungen! Hier die Liste mit weiteren dokumentierten Fällen.

Plattform verlangt sofortige Einstellung der Dublin-Abschiebungen nach Kroatien!

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Die Schüler_innen im Wiener Ursulinen-Gymnasium forderten, dass ihr Schulkollege Nijteh bleiben darf. Foto: Ruth Lesigang

Die „Plattform für eine menschliche Asylpolitik“ kritisiert die unmenschliche Abschiebepraxis der österreichischen Behörden auf das Schärfste. Wir fordern: Lasst die Menschen bleiben! #LetThemStay #LasstSieBleiben

Hier geht's zur Online-Petition! Und hier zur Liste mit den dokumentierten Fällen von Dublin-Abschiebungen.

Aktuell sind in Österreich etwa 1.700 Menschen von Dublin-Abschiebungen nach Kroatien betroffen – 200 wurden bereits abgeschoben (Stand: Ende September). Es ist völlig inakzeptabel, dass Menschen, die sich bestens integriert haben, von heute auf morgen abgeschoben werden. Es empört uns besonders, dass Kinder, die in die Schule gehen, einfach aus ihrem Leben und Freundeskreis herausgerissen werden.

Wir protestieren auf das Schärfste! Wir verlangen, dass die österreichische Bundesregierung unverzüglich die Abschiebungen aussetzt und diesen Menschen hier ein faires Asylverfahren ermöglicht wird. Die Betroffenen müssten – rein rechtlich gesehen – gar nicht abgeschoben werden: Die Regierung könnte sich einfach dafür zuständig erklären und die „Fälle“ übernehmen!

Die Flüchtlinge sind im Winter ganz legal über die „Balkan-Route“ von den staatlichen Behörden nach Österreich gebracht worden. Österreich hat den Ländern entlang dieser Route zugesichert, dass sie diese Schutzsuchenden übernehmen wird.

Im Nachhinein bezieht sich die Regierung auf das „Dublin-Abkommen“, wonach jener EU-Staat für das Asylverfahren zuständig ist, in der die Flüchtlinge das erste Mal europäischen Boden betreten haben. Das Innenministerium will offenbar jene Menschen loswerden, deren 6-Monatsfrist abläuft, denn nach dieser Frist wäre Österreich automatisch für das Verfahren zuständig. Diese hinterhältige Politik auf dem Rücken von Menschen, die alles verloren haben, ist schäbig und muss beendet werden!

Wir bereiten Widerstand vor und versuchen Initiativen zu vernetzen. Bitte kontaktiert uns, wenn ihr von Menschen gehört habt, die möglicherweise betroffen sein könnten. Einige „Fälle“ wurden bereits dokumentiert:

  • Die Initiative „Border Crossing Spielfeld“ berichtete unter anderem von einem 11-jährigen Schüler aus dem Mürztal, der mit seiner Familie in den frühen Morgenstunden aus dem Bett gerissen und nach Kroatien abgeschoben wurde.
  • In Kumberg in der Steiermark stellte sich ein ganzer Ort quer und verhinderte vorerst die Abschiebung der bestens integrierten Familie Hamaazeez aus dem Irak. [zur Petition]
  • In Wien organisierten Schüler_innen inspirierenden Widerstand gegen die Abschiebung ihres Freundes Nijteh aus Aleppo, den die Behörden ebenfalls aus seinem Freundeskreis rissen und nach Zagreb schafften. [Appell der Betreuerin]
  • In Kalwang in der Steiermark droht Mariam und Tagleb aus Syrien die Abschiebung. Beide sind inzwischen fester Bestandteil des Ortes und der Familie Dokter geworden. [zur Petition]
  • In Mistelbach wurde bereits eine Person trotz Beschwerde gegen den Bescheid nach Zagreb abgeschoben, 12 weitere Menschen sind von Abschiebung unmittelbar bedroht. Flüchtlingsinitiativen wie Plattform Flüchtlingshilfe Mistelbach und Bewegung Mitmensch organisieren Widerstand dagegen.
  • In Graz hat sich die irakische Familie A. ein neues Zuhause aufgebaut. Jetzt droht die Abschiebung nach Kroatien und zusätzlich die Trennung der beiden ältesten Kinder (20 und 22 J.) vom Rest der Familie, weil ihre Fälle getrennt behandelt werden.
  • … Hier geht es zur vollständigen Liste mit den dokumentierten Fällen von Dublin-Abschiebungen

Appell der Wiener Betreuerin, die ihre wohl integrierte Familie verloren hat

Der 13-jährige Njteh und seine Familie wurden letzten Mittwoch, 5. Oktober, festgenommen und Freitag nach Zagreb abgeschoben. Wir veröffentlichen den Appell ihrer Betreuerin in Wien-Liesing, Ruth Lesigang.

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Liebe Freunde, liebe am Schicksal der Familie Interessierte, liebe Medienvertreter, liebe Alle,

Familie Grboyian, die syrisch-christliche Familie, die seit Ende November 2015 in unserer Wohnung in der Pfarre Erlöserkirche im 23. Bezirk untergebracht ist, befindet sich nun in einem Lager in Zagreb.

Chronologie der Ereignisse:

Die Familie stammt aus Aleppo, trat im November die Flucht aus der umkämpften Stadt an. Ich möchte hier auch nichts von all den schrecklichen Erlebnisse schildern, die ich im Laufe der Zeit von meiner Familie erfahren habe. Zu den täglichen Bildern von der Zerstörung, den Bomben, den Toten muss ich hier nichts hinzufügen.

Vater Artin, Sohn Njteh (13 Jahre) und Tochter Lucy (25 Jahre) mussten ihre Mutter zurücklassen, da sie aus gesundheitlichen Gründen die gefährliche Flucht nicht auf sich nehmen konnte. Sie kamen über Griechenland, wo ihnen die Fingerabdrücke abgenommen wurden und der Balkanroute nach Österreich. In Kroatien und Slowenien wurden sie von den Behörden schnell in das nächste Land gebracht – sie wurden weder registriert noch wurden Fingerabdrücke genommen. Diese Länder hatten (und haben) kein Interesse an Flüchtlingen.

In Österreich angekommen stellten sie einen Antrag auf Asyl, gaben bei der Befragung ehrlich an, wie sie zu uns gelangt sind – nämlich unter anderem durch Slowenien und Kroatien. Daraufhin wurde ihnen mitgeteilt, dass bei ihnen das Dublin III Verfahren anzuwenden sei, d.h. die österreichische Asylbehörde hat zu prüfen, ob nicht diese beiden Länder für das Asylverfahren zuständig wären (nach Griechenland darf nach geltender Rechtsprechung nicht zurückgeschoben werden).

Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl fragte offiziell in Slowenien und Kroatien nach, ob sie sich für zuständig erachten. Wie in diesen Fällen offensichtlich üblich, lehnte Slowenien die Zuständigkeit ab, Kroatien „verschwieg“ sich. Das bedeutet, dass dieses Land innerhalb von drei Monaten ab Anfrage keine Rückmeldung gegeben hat. Daher wurde Kroatien nach der Dublin III Verordnung zuständig. Da auch sonst keine Gründe durch das Bundesamt für Asyl- und Fremdenwesen gefunden wurden, die eine Zuständigkeit Österreichs begründet hätten, erging Ende Juli der Bescheid, der die Außerlandesbringung unserer Familie anordnete. Unter anderem stellte die Behörde fest, dass es zu keiner Integrationsverfestigung gekommen wäre.

Gegen diesen Bescheid wurde mit Hilfe der Caritas Rechtsberatung eine Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht eingebracht mit der Anregung auf aufschiebende Wirkung des angefochtenen Bescheids. Diese aufschiebende Wirkung tritt aber nur in Kraft, wenn der Richter innerhalb von acht Tagen diese erteilt. Das bedeutet, dass durch „Verschweigen“ des Richters, die Frist verstreichen kann ohne dass er/sie begründen müsste, warum die aufschiebende Wirkung nicht zuerkannt wird.

Damit wussten wir alle ab Anfang August, dass jederzeit die Polizei kommen könnte und die Familie holen würde. Und das obwohl noch keine Entscheidung durch das Bundesverwaltungsgericht ergangen ist. Diese Entscheidung ist auch nach wie vor ausständig.

Alle drei Familienmitglieder waren eng in unserer Pfarrgemeinde integriert. Der Vater – er besaß eine Fabrik für T-Shirts in Aleppo – half beim Sortieren der Flohmarktartikel, die Tochter gab Flüchtlingskindern aus Syrien Nachhilfeunterricht – sie ist ausgebildete Englischdolmetscherin, der 13-jährige Sohn besuchte die dritte Klasse eines Gymnasiums im 23. Bezirk. Wir könnten noch unzählige Aktivitäten und Freundschaften, die entstanden sind, aufzählen, es würde hier den Rahmen sprengen.

Viele liebe Menschen haben sich um diese Familie bemüht, was nicht schwer fiel, da man sie sofort ins Herz schließen muss. Die Pfarre unterstützte finanziell die Deutschkurse der Familie – als Nicht-Asylberechtigte gibt es darauf ja keinen Anspruch. Der Bub sprach durch seinen Besuch und die Integration in der Schule schon sehr gut Deutsch, die Tochter beispielsweise stand kurz vor der Ablegung der B1-Prüfung.

Alle hofften wir auf die positive Erledigung beim Bundesverwaltungsgericht. Mittwoch letzter Woche um 6.30 Uhr früh stand dann die Polizei vor der Tür und führte die drei Menschen ab. Mit Blaulicht wurden sie in die Zinnergasse nach Simmering gebracht, wir durften sie ein einziges Mal 20 Minuten sehen – die Zinnergasse wurde von der diensthabenden Polizistin als „Strafgefangenenhaus“ bezeichnet und diese Bezeichnung entsprach dem, wie wir es empfunden haben. Jedes Stockwerk war mit Gittern versperrt, Polizisten mit Maschinengewehr standen herum, die Handys wurde unserer Familie abgenommen, sie hatte keine Kontakt nach draußen.

Am Freitag wurde unsere Familie dann außer Landes gebracht, mit dem Flugzeug nach Zagreb. Dort, im Auffanglager, herrschen katastrophale Verhältnisse, wie wir von verschiedensten NGOs und auch von einem dort tätigen Jesuitenpater und der Familie selbst erfahren mussten. Es gibt keine Sicherheitskräfte, gäbe es keine NGOs und Freiwillige, wären diese abgeschobenen Menschen sich selbst überlassen. Lucy, mit der ich – in Kroatien erhielt sie ihr Handy wieder zurück – über Whatsapp in Kontakt bin, schildert mir von Übergriffen und Zuständen, die bei einem Verbleiben für sie gefährlich wären.

Die kroatischen Behörden drängen offensichtlich sehr, dass die Zurückgeschobenen – die meisten aus Österreich – einen Asylantrag stellen. So hatte unsere Familie heute um 9 Uhr das „Interview“ zur Antragstellung. Von Seiten der von uns organisierten Asylanwältin wurde der Familie geraten, einen Asylantrag zu stellen. Sie wollte ihnen als Rechtsbeistand beim Interview zur Seite stehen, was aber von der Behörde verboten wurde. Würden sie keinen Asylantrag stellen, dürften Sie das Lager nicht verlassen – sich also einer weiteren Gefährdung aussetzen.

Da wir eine Möglichkeit gefunden haben, die Familie in einer sicheren Umgebung unterzubringen, blieb unserer Familie nichts übrig, als diesem Rat zu folgen. Und das, obwohl das Verfahren in Österreich noch gar nicht entschieden ist – was das nun für eine Auswirkung auf die österreichische Entscheidung hat, muss erst herausgefunden werden.

Der kroatische Staat ist mit der Aufnahme von Flüchtlingen heillos überfordert. Das Asylwesen steckt noch in den Anfängen. In der Regel werden Asylanträge selbst von Menschen, die aus Kriegsgebieten wie Aleppo kommen, abgewiesen. Finanzielle Unterstützung ist nicht vorhanden.

Ich – und da bin ich wohl nicht allein – bin entsetzt, dass der österreichische Staat erlaubt, Menschen, die durch Krieg und Flucht traumatisiert wurden, einer solchen Gefährdung und menschenverachtenden Situation auszusetzen. Ich appelliere an alle, die sich dafür einsetzen können und wollen, diesen Text weiterzuleiten. Es geht um Menschen, die nichts sehnlicher wollen, als endlich Frieden zu finden. Einen Frieden, den sie geglaubt haben, in Österreich zu haben, um dann wieder den Glauben an Menschlichkeit zu verlieren.

Ich appelliere an die Politiker, zumindest in diesem Fall nicht auf die Quote zu schauen – ich weiß schon, die 37.500 Asylanträge könnten bald erreicht sein, und meine Familie wäre auch in dieser Statistik berücksichtigt worden. Handeln Sie menschlich, dass meine Kinder wieder an Gerechtigkeit und Menschlichkeit glauben können.

Ihre/Eure
Ruth Lesigang